Israel · Naher Osten

Israel: Haifa, Akko, Rosh Hanikra und Jordan River

Tag 5: Alle großen Mietwagenverleiher befinden sich in Tel Aviv entweder am Flughafen oder an der Hayarkon Street nahe des Atarim Squares. So auch Hertz, bei denen ich für zwei Tage das kleinste Schiffchen der Flotte angemietet habe. Ich glaube, es war ein Hyundai. Kosten für zwei Tage inkl. Kindersitz, Versicherungen ohne SB und 500 Freikilometer knapp 100 USD. Wir fuhren mit dem Bus so vom Hotel los, dass wir kurz vor 9 Uhr dort waren. Leider waren wir nicht die Einzigen, die ihren Wagen abholen wollten, sodass wir erst gegen 10 Uhr vom Hof fahren konnten. Vorbei an alt Bekanntem steuerten wir unseren kleinen Flitzer nach Norden aus der Stadt heraus.

Unser erstes Ziel war Haifa. Mir war völlig klar, dass wir an einem Tag nicht viel reißen und hier und da nur jeweils kleine Einblicke erhaschen können, aber das war auch ok so. Ich wollte lediglich ein bisschen was vom Land sehen, um mir so einen Eindruck zu verschaffen, ob es sich lohnt, noch einmal für länger hierher zu kommen, um ggf. eine kleine Rundreise zu machen.

Haifa ist die drittgrößte Stadt Israels und liegt malerisch zwischen den Hängen des Mount Carmel und der Mittelmeerküste. Eine Siedlung namens Haifa fand erstmals im 2. Jhd. n. Chr. Erwähnung. Auf Grund ihrer schwierigen Lage (Berg, starke Winde) war jedoch Akko strategisch wichtiger und Haifa wurde lange Zeit vernachlässigt. Dies gehört jedoch der Vergangenheit an, denn heute blüht die Stadt auf – nicht zuletzt wegen ihrer wunderschönen Gärten der Bahai.

Diese im persischen Stil errichteten Gärten ziehen sich fast über die komplette Höhe des Berghangs. Im Zentrum der kunstvoll terrassenförmig angelegten Gärten befindet sich der Schrein des Bab. Wir fuhren steile Straßen bis ganz nach oben und fanden einen Parkplatz nur ca. 30 m vom oberen Haupteingang entfernt. Nach einer kurzen Taschenkontrolle und dem wiederholten Hinweis, dass Mika zuerst seinen Keks aufessen müsse, den er noch in der Hand hatte, durften wir ohne Eintritt zu zahlen eintreten. Ich wunderte mich schon darüber, bemerkte aber nach nur wenigen Schritten, warum wir nichts zahlen mussten. Der Garten war verschlossen. Was für ein Pech.

Uns blieb lediglich der Ausblick von der unter dem Eingang gelegenen Terrasse, aber der hatte es zweifelsohne in sich. Seht selbst! Es gibt wohl kaum eine bessere Lage für einen solchen Gartentraum! Auch der Schrein kann sich sehen lassen, wenn uns der Blick nach Innen heute auch verwehrt bleibt. Am Fuße des Hangs schließt sich im Übrigen unmittelbar die Deutsche Kolonie an, deren Besichtigung sich wohl durchaus lohnen soll.

Auch sonst scheint ein kurzer Aufenthalt von 2-3 Tagen in Haifa durchaus seinen Reiz zu haben. Wir sind zwar nur durchgefahren, aber hier und da hätte ich gerne mal angehalten, wenn wir mehr Zeit gehabt hätten.

Ich hatte es vorhin noch nicht erwähnt, aber bereits auf der Autobahn zwischen Tel Aviv und Haifa hatte unser kleines Gefährt Probleme gemacht. Mitten auf der Strecke erschreckte uns auf einmal ein lautes schleifendes Geräusch, als würden wir eine Stoßstange hinter uns herziehen. Ich befürchtete schon, dass es der Auspuff sei. Ich hielt also auf dem Seitenstreifen an und kroch unter das Fahrgestell. Vorne unter dem Motor entdeckte ich dann auch den Übeltäter. Der Spritzschutz vom Motor war abgerissen und schleifte beim Fahren entgegen der Fahrtrichtung auf dem Asphalt. Na prima! Es dauerte  eine halbe Stunde bis ich das Teil provisorisch halbwegs wieder befestigen konnte. Aber der nächste Ritt durch ein größeres Schlagloch würde dem Ganzen wieder ein jähes Ende bereiten, dessen war ich mir fast sicher.

Wir steuerten als Nächstes die nicht weit entfernte Hafenstadt Akko an. Akko, oder auch Akkon bzw. im Altertum auch Ptolemais genannt, liegt auf einer Landzunge am Nordrand der Bucht von Haifa und ist von einer starken Festungsanlage umgeben. Hauptsehenswürdigkeiten sind die Zitadelle sowie die alten Templer-Tunnel zum Hafen, die man besichtigen kann. Mich interessierte jedoch nur ein Blick auf den Hafen und auf die Dschazzar-Pascha-Moschee. Beides blieb aber vor uns verborgen, da wir nirgends parken konnten. Es gab uralte Parkautomaten, die man mit Münzen hätte füttern können, aber sie waren alle außer Betrieb. Man kann nun nur noch mit einer Handy-App bezahlen und dafür hätten wir eine israelische Telefonnummer gebraucht. Mir war das Risiko eines Strafzettels zu hoch (manche von euch erinnern sich vielleicht noch an unser 320,- AUD – Knöllchen aus Australien), sodass wir den Plan verworfen haben und einfach ein Stücken weiter nördlich an die Strandpromenade gefahren sind.

Nach einem kleinen Bummel am Strand fuhren wir so weit nach Norden, bis wir vor den Grenzmauern zum Libanon standen. Völlig unbeeindruckt steht auf einem Berg ein scheinbar verlassener Wachturm neben einem Restaurant und dem gelben Tor, das augenscheinlich einen Grenzübergang darstellt. Niemand war zu sehen. 100 m weiter unten befindet sich ein großer Parkplatz und das Besucherzentrum von Rosh Hanikra. Die Schranke stand offen, eine Parkgebühr war nicht zu entrichten. Wir liefen zunächst nach oben, um zu schauen, ob die Seilbahn offen hatte, denn wegen ihr waren wir hier. Ich wusste vorab nicht, ob ich einsteigen würde, da sie angeblich die steilste und kürzeste Luftseilbahn der Welt sei, aber wie sich schnell herausstellte, musste ich mich auch gar nicht entscheiden. Sie fuhr nämlich nicht! Erst vermutete ich, dass einfach zu wenig Besucher hier waren, denn außer uns sahen wir fast keine Menschenseele. Aber dann erblickten wir diverse Handwerker im Maschinenraum der Seilbahn. Es hatte also scheinbar mechanische Gründe, warum hier heute nix fuhr.

Die Enttäuschung bei Mika war groß, also bestellten wir uns im einzigen Restaurant weit und breit erstmal ein leckeres spätes Mittagessen und genossen dennoch die Aussicht auf das Meer unter uns.

Wir schlenderten wieder zum Parkplatz runter und schauten noch kurz im Visitor Center vorbei. An den Ticketschaltern war niemand zu sehen und im angeschlossenen Shop gab es einen kleinen Transformer als Trostpflaster für Mika. Wir setzten uns ins Auto und fuhren bis hinunter an die Kalksteinküste, wo sich der Eingang der Grotten befindet, zu dem uns die Seilbahn hätte bringen sollen. Von unten konnte man auf der Bergkette die Grenzmauern des Landes erkennen. Irgendwie beklemmend.

Ein 400 m langer Pfad führt durch die vom Meer ausgespülten Grotten und Höhlen. Wir suchten uns einen nicht ganz legalen Parkplatz und steuerten auf den Eingang zu, der von drei Männern bewacht wurde. Nun wollten die doch aber tatsächlich ein Eintrittsticket von uns sehen. Auf die Nachfrage, wo ich das denn kaufen könnte, meinten sie, dass dies nur im Besucherzentrum oben auf dem Berg möglich sei. Wie witzig! Ich versuchte ihnen zu verdeutlichen, dass da niemand zu sehen war, aber es war zwecklos. Mittlerweile war es schon 15 Uhr und wir hatten noch einen langen Rückweg vor uns. Ich entschied mich also dagegen, nun nochmal auf den Berg zu fahren, um dann vielleicht wieder vor unbesetzten Schaltern zu stehen.

Den selben Weg zurückzufahren kam nicht in Frage, weshalb wir nun statt nach Süden nach Osten fuhren. Ich hatte mir gestern einige Ziele im ganzen Land ausgesucht und entschied mich jetzt spontan für das Beatidude Monastery auf dem Berg der Seligpreisungen am See Genezareth. Von den Grotten waren es nur schlappe 70 km, die es aber in sich hatten. Richtig steile Serpentinen führten uns über den Har Meron, dem mit 1200 m zweithöchsten Berg Israels. Mein Herz rutschte stellenweise in die Kniekehlen, aber Mika tat sein Bestes mich mit dem Dornröschenlied abzulenken. Fotos von diesen spektakulären Straßen gibt es verständlicherweise leider nicht.

Ungefähr eine Stunde später waren wir am Ziel. Hier auf dem Berg der Seligpreisungen soll Überlieferungen nach Jesus von Nazareth seine berühmte Bergpredigt gehalten haben. Wir zahlten lediglich 1,60 € für den Parkplatz und sahen uns ganz entspannt das Kloster und den wunderschönen mit Palmen und Blumenbeeten gesäumten Garten an.

Der See Genezareth ist mit 212 m unter dem Meeresspiegel der am tiefsten gelegene Süßwassersee und nach dem Toten Meer das am zweittiefsten gelegene stehende Gewässer der Erde. Leider war es heute sehr diesig und der See, geschweige denn die Ufer nur sehr vage zu erkennen. Das Kloster hingegen war hübsch anzusehen und strahlte trotz der vielen Besucher eine angenehme Ruhe aus.

Wir besichtigten auch den kleinen Innenraum mit der goldenen Kuppel und dem relativ schlichten Altar, den man im Kreis laufend umrunden konnte.

Wir fuhren vom Kloster aus immer am Ufer entlang nach Tiberias, einer der vier heiligen Städte des Judentums. Sie stammt aus dem Jahr 17 und wurde von Herodes Antipas erbaut. Den Namen wählte er zu Ehren des römischen Kaisers Tiberius. Die Stadt wurde im römisch-griechischen Stil mit Palästen, Forum und Rennbahn erbaut. Johannes der Täufer soll hier hingerichtet worden sein. Im Laufe der Geschichte folgten dann die üblichen diversen Machtwechsel zwischen Christen, Ägyptern, Kreuzrittern, Arabern, Juden und Osmanen. Einzelheiten erspare ich euch an dieser Stelle. Sollte ich nochmal nach Israel kommen, würde ich auf jeden Fall 2-3 Tage in dieser Ecke einplanen, da sie landschaftlich und auch historisch recht interessant erscheint.

Nun aber hurtig! Die Zeit rannte uns davon. Es war schon nach 17 Uhr und die Sonne ist hier in Israel um 18 Uhr so gut wie weg. Gute 150 km sind es noch bis Tel Aviv. Aber da es praktisch auf dem Heimweg lag, nahmen wir noch Yardenit mit – eine beliebte christliche Pilgerstätte am Fluss Jordan, an der Jesus angeblich getauft wurde.

Es war ca. 17:30 Uhr als wir eintrafen und wir sputeten uns, damit wir nicht vor verschlossener Tür landeten. Glücklicherweise waren bereits alle asiatischen Reisebus-Inhalte, die noch auf dem Gelände waren, bereits im Begriff zu gehen, sodass wir kurze Zeit später fast allein waren. Aber was soll ich sagen: es war relativ enttäuschend. Ich weiß auch nicht, was ich erwartet habe, aber allein die Tatsache, dass vorne ein riesiges Besucherzentrum mit großem Shop vorhanden war und dass der überdimensionale Parkplatz ein Ansturm unmenschlichen Ausmaßes vermuten ließ, schreckte enorm ab. Wahrscheinlich war es unser Glück, dass wir erst so spät hier ankamen. Nicht auszumalen, was hier sonst so los sein muss.

Als wir den See Genezareth und Tiberias hinter uns ließen, ging relativ schnell die Sonne unter. Prinzipiell war es nicht weit nach Tel Aviv und auf Grund des gut ausgebauten Straßennetzes kamen wir schnell voran. Allerdings gab es irgendwo auf der Hälfte der Strecke ein Autobahnkreuz (oder mehrere?), die mich im Stockdunkeln auf die falsche Fährte lockten und ich somit auf der mautpflichtigen Autobahn Nr. 6 landete. Was soll’s, im Endeffekt kostete mich diese Verirrung knapp 20,- USD. Das war zu verschmerzen. Viel schlimmer wäre gewesen, wenn sich wieder unsere Motorabdeckung gelöst hätte, aber sie hielt zumindest heute glücklicherweise gut durch. Mika bekam von alledem nichts mehr mit und verschlief die gesamte Heimfahrt. Gegen 20:30 Uhr landeten wir dann im nächtlichen Tel Aviv und fanden auch relativ schnell ein Parkhaus unweit unseres Hotels (Gruzenberg Parking). Morgen früh soll es dann zum Toten Meer gehen!

3 Kommentare zu „Israel: Haifa, Akko, Rosh Hanikra und Jordan River

  1. Wir haben auf unserer ersten Reise nach Israel sowohl in Haifa als auch in Tiberias übernachtet, kann ich sehr empfehlen. Akko ist wirklich süß, auch der Templertunnel ( da hat mir ne Taube aufs Haupt gekackt). Die deutsche Kolonie hat mich in Haifa nicht umgehauen, die Taufstelle am hellichten Tag aber sehr wohl…..da war was los,es war einfach klasse, ganz großes Kino….vermutlich war das Wasser bei Euch noch zu kalt. Die Stelle an der Jesus getauft worden sein soll liegt übrigens an der jordanischen Grenze Richtung Totes Meer. Da war ich 2017….war noch besser, weil Jordanien nur drei Meter entfernt war und das Gebiet schon Sperrgebiet war…skuril. Man geht davon aus, dass es tatsächlich Die Stelle war, weil auf jordanischer Seite Überreste einer frühchristlichen Kirche gefunden wurden.

    Insgesamt habt Ihr aber einen tollen TG verlebt und relativ viel gesehen….Israel ist ein tolles Land, hach ich könnte mal wieder.

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    1. Wir werden es wohl nie erfahren, wo er wirklich getauft wurde oder tatsächlich gepredigt hat. Aber ich persönlich kann damit gut leben.😅 Ob das Wasser kalt war, weiß ich nicht, aber ich habe auch Fotos von „Badenden“ in Yardenit. Als wir ankamen, waren ja doch noch welche im Wasser. Mir war das alles aber zu skurril. Eben ein richtiger Touristennepp. Ich würde es nicht weiterempfehlen. Das Kloster hingegen schon. Da in der Gegend gibt’s ja noch mehr zu sehen. Kafarnaum, die Brotvermehrungskirche, Nazareth, usw. Mal sehen, vielleicht irgendwann mal.

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  2. Ah, jetzt kommen die Fotos zu den Liveberichten, die ich schon exklusiv vorab vor Ort erhalten habe! Die Bahai-Gärten standen ja bereits auf meiner Liste. Nun, da ich deine Fotos von Haifa sehe, bin ich bestärkt in dem Plan, Haifa auch einmal anzufahren. @ Akko: ich checke mal, ob man da auch mit dem Zug hinkommt. Würde mich auch interessieren. Schade, dass du an der Parksituation gescheitert bist. @ alles zu: da hattest du wirklich Pech: keine Gärten, keine Seilbahn, der See kaum erkennbar. Ein Grund mehr, nochmal mit etwas mehr Zeit im Gepäck hinzufahren. Das Monastery und der Garten drumherum haben sich offenbar ja gelohnt. @ Tiberias: muss die Ecke dann wohl auch auf die Liste 😅. Gut by the way, dass der dusselige Spritzschutz gehalten hat!

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