Asien · Georgien

Tbilisi – Kloster David Gareja – Sighnaghi (Kachetien)

Tag 7: Wir standen früh auf, weil es heute zum Kloster David Gareja (oder: Dawit Garedscha) in die georgische Halbwüste an der Grenze zu Aserbaidschan gehen sollte. Ich recherchierte im Vorfeld, dass es zwei Wege dorthin gibt und beide sind über lange Teilstücke unbefestigt (Schotterpiste, Sandpiste, Acker). Leider erinnerte ich mich nicht mehr daran, welche eher empfohlen wurde und so verließen wir uns auf Google Maps. In Rustavi, südlich von Tiflis, verließen wir die gut geteerte Straße und fuhren auf einer Schotterpiste, die von Abbiegung zu Abbiegung schlechter wurde. Der Schotter hörte irgendwann auf und wir fuhren auf Feld und Wiese den Spuren nach, die man noch erkennen konnte. Weit und breit kein weiteres Auto, geschweige denn Touristen. Wir fuhren weiter, aber mit einem mehr und mehr unsicheren Gefühl, ob wir denn wirklich richtig sind. Irgendwann kamen wir an einen Berg mit einem Schriftzug, wo wir kurz Rast machten. Außer ein paar Kühen war weit und breit nichts zu sehen. Es war sengend heiß.

Das Navi führte uns über den Berg und in die georgische Steppe hinein. Wir passierten ein Schild „Training Center Base“ und fuhren kurze Zeit später durch(!) ein Militär-Trainingslager. Ich habe nichts fotografiert, aus Angst in ein georgisches Gefängnis zu müssen. Uns wurde immer mulmiger. Nirgends war ein Mensch zu sehen. Plötzlich tauchte hinter dem nächsten Hügel ein Soldat mit Gewehr auf. Ich ließ die Scheibe runter und fragte mutig nach dem Kloster. Er schüttelte den Kopf und machte eine Schießbewegung!(?) Dann telefonierte er mürrisch und winkte uns weiter. Herrgott, war das seltsam. Ein Gefühl aus Angst, Unsicherheit, Neugier und Abenteuerlust. Tobi fand’s geil! Mit einem Jeep offroad durch die Wüste zu fahren. Hätte ich keine Angst gehabt, dass auf uns geschossen wird und dass das Auto die Piste (welche Piste?) sicher übersteht, hätte ich es auch mehr genießen können. Wir hatten aber weder Handyempfang noch genug Wasser bei uns. Also: falls es Nachahmer geben sollte…nun wisst ihr es hoffentlich besser. Wir trauten uns nicht anzuhalten, daher gibt es auch keine Fotos von den meterhohen Schlammfurchen, durch die wir gefahren sind. Aber so in etwa sah das Ganze aus.

Irgendwo in der Pampa kamen uns Soldaten entgegengerannt, störten sich aber nicht weiter an uns. Wir fuhren mutig weiter, aber die Überlegung umzukehren, kam uns des Öfteren. Hier und da sahen wir weit entfernt klosterähnliche Anlagen, aber beim heranzoomen entpuppten sie sich immer als das falsche.

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Plötzlich verließen wir die blaue Linie des Navi’s und fuhren geradewegs auf den Grenzstrich zu Aserbaidschan zu. Was zum Teufel…nirgends war eine andere Spur zu sehen. Wir also lieber umgedreht und ein Stück zurück. Ah, ein im Gras liegender getarnter Soldat! Offensichtlich war das Trainingsgebiet hier zu Ende. Hinter ihm sahen wir etwas entfernt ein paar Motocross-Fahrer. Da musste es lang gehen. Und in der Tat erreichten wir nach einiger Zeit und einige Hügel später ein Schild, dass uns den Weg wies.

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Nach fünf langen Kilometern auf der Schotterpiste erreichten wir endlich das Kloster David Gareja, ein georgisch-orthodoxes Kloster im äußersten Osten Georgiens. Es liegt am Berg Udabno in der Region Kachetien, unmittelbar an der Grenze zu Aserbaidschan. Das älteste Kloster Georgiens steht auf der Vorschlagsliste zum UNESCO-Welterbe. Der Name der Lawra (= Einsiedlerstätte) St. David wird dadurch erklärt, dass David, einer der „Dreizehn syrischen Väter“ im 6. Jahrhundert in der Wüste Garedscha siedelte und das erste Kloster gründete. Oben auf dem Bergkamm hinter dem Kloster verläuft die Grenzlinie. Es gibt einen Rundweg, bei dem man die Grenze des Öfteren überquert. Im Berg gibt es zahlreiche Felshöhlen zu entdecken, in denen es Fresken zu bewundern gibt. Wir begnügten uns bei der Mittagshitze mit dem Kloster. Es waren ca. 38 Grad im Schatten und es wehte kaum ein Lüftchen. Und es war still, absolut still (bis auf Mika).

Wir machten uns auf den Rückweg, aber diesmal nahmen wir den besser ausgebauten. Auch wenn die Hinfahrt sehr spannend war und die andere Route länger aussieht, würde ich jedem empfehlen, den Weg von Saragejo aus zu nehmen. Zeitlich spart man auf dem anderen Weg nichts und die Nerven und das Auto werden geschont.

Es war erst 14:30 Uhr und wir überlegten, ob wir jetzt nach Tiflis zurückfahren sollten. Mein ursprünglicher Plan sah einen Abstecher nach Sighnaghi vor, das von Sagarejo aber noch mindestens 60 km in die entgegengesetzte Richtung entfernt lag. Fährt man noch weiter, erreicht man Aserbaidschan und irgendwann Baku am Kaspischen Meer. Wir entschlossen uns, zumindest noch ein Stück weiterzufahren, um uns die Weinanbauregion anzusehen. Da die Straße in Ordnung war und es sich gut fahren ließ, erreichten wir schon nach ca. einer Stunde Fahrt unser Ziel. Sighnaghi liegt im Osten Georgiens in der Region Kachetien auf ca. 700 m Höhe (yeah, Serpentinen!). Hauptattraktion ist die wunderschön renovierte und verkehrsberuhigte Altstadt mit einem bedeutenden Museum sowie den historischen Befestigungsanlagen. Wir parkten unser Auto und schlenderten ein Stück die Fußgängerzone entlang, bevor wir zum Abendessen einkehrten. Das Zentrum ist urig klein und gemütlich. Die Festungsanlagen, insbesondere die gesamte Stadtmauer sind sehr gut erhalten und überall werden Weinverköstigungen angeboten. Kachetien ist das Weinanbaugebiet Georgiens. Die Georgier sagen von sich, dass sie den besten Wein der Welt herstellen und in der Tat soll historisch gesehen, hier der erste Wein angebaut worden sein. Sighnaghi und die Umgebung gefiel uns ausgesprochen gut und ich würde zukünftigen Reisenden hier auf jeden Fall 1-2 Tage Aufenthalt empfehlen, wenn es die Zeit zulässt.

Wir aßen eine Kleinigkeit und besuchten nochmal die Toiletten, denn unterwegs würde allenfalls das Gebüsch oder eine Lochtoilette warten. Wahrscheinlich mit einer Kuh als Gesellen. Mika’s Kampf mit dem Wasserspender wollte unbedingt festgehalten werden.

Wir machten uns auf den Rückweg, der sich dann doch als länger entpuppte, wie gedacht. Aber die Straße war gut und die Fahrt machte Spaß. In Tiflis kauften wir noch Kakao, Windeln und Getränke in einem der vielen kleinen Supermärkte in der Nähe unseres Hotels. Total kaputt von den vielen Eindrücken heute fielen wir in die Kojen.

2 Kommentare zu „Tbilisi – Kloster David Gareja – Sighnaghi (Kachetien)

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