Kurzreise nach Großbritannien gefällig? Von Tarifa aus kein Problem. 🙂 Gibraltar ist unser heutiges Ziel. Es wurde 1704 während des Spanischen Erbfolgekrieges durch England erobert und erhielt 1830 den Status einer Kronkolonie. Spanien verlangte mehrfach die Rückgabe Gibraltars, scheiterte jedoch, weshalb mehrmals Maßnahmen eingeleitet wurden, um die Verwaltung Gibraltars unter Druck zu setzen. So wurde die Grenze z.B. des Öfteren geschlossen, am längsten von 1969 bis 1985. Bei einem Volksreferendum im Jahr 2002 stimmten dennoch 99% der Einwohner für den Verbleib unter britischer Herrschaft und damit gegen eine Rückgabe an Spanien. Bereits 1967 hatte ein Referendum zum gleichen Ergebnis geführt. Gibraltar ist heute das einzige der 14 britischen Überseegebiete, das Mitglied der Europäischen Union ist. Und das einzige mit Rechtsverkehr. Es ist für das Vereinigte Königreich sowohl wirtschaftlich wie auch militärisch von Bedeutung. Die Royal Air Force unterhält einen Luftwaffenstützpunkt, der Teil des internationalen Flughafens ist. Gibraltar ist zudem Flottenstützpunkt der Royal Navy und dient der Versorgung britischer und US-amerikanischer Flottenverbände im Mittelmeer und Nordatlantik. Insgesamt sind etwa 1.500 britische Soldaten in Gibraltar stationiert. Und falls es jemanden interessiert: 96% der Bevölkerung Gibraltars waren gegen den Brexit, da es für die dortigen Briten ein Worst Case Szenario bedeutet.
Wir passierten die Grenze gegen 10 Uhr. Kein Stau, nur ein kurzer Blick in unsere Pässe. Den sogenannten „Affenfelsen“ konnten wir bereits von Algeciras aus bewundern, da er unübersehbar vor der Küste empor ragt. Gibraltar ist das einzige Gebiet in Europa, in dem Affen in freier Wildbahn leben. Eine Legende besagt, dass Gibraltar verloren ist, wenn der letzte Affen den Felsen verlässt. Daher sorgt die Regierung seit jeher dafür, dass immer mindestens 24 Affen auf der Insel leben. Gleich hinter der Grenze überquert man die Landebahn des International Airports von Gibraltar. Easyjet und British Airways verkehren täglich zwischen hier und London. Wir schlugen den Weg nach Osten ein, um den Felsen zu umrunden.
Am Europa Point angelangt, drehten wir eine Runde zu Fuß. Das Wetter war uns hold und es waren wie immer kaum andere Touristen da! Der Blick auf die Ibrahim-al-Ibrahim Moschee und den 1841 erbauten Leuchtturm war fantastisch. Die kleinen englischen Häuschen daneben ließen nicht vermuten, dass man sich am Mittelmeer befindet. Irgendwie war das schon kurios! Die Moschee war übrigens ein Geschenk von König Fahd aus Saudi Arabien und entstand von 1992 bis 1995. Das wahrlich interessantere und älteste Bauwerk am Europa Point ist aber „Das Heiligtum unserer lieben Frau von Europa“. Im vorhergehenden Blogbeitrag zu Tarifa erzählte ich euch, dass 711 „in der Nähe“, nämlich hier in Gibraltar, die arabische Eroberung der iberischen Halbinsel begann. Aus dieser Zeit stammt die kleine weiße Kirche, deren renovierte Überreste heute noch hier stehen. Als Moschee erbaut, wechselte sie seitdem viele Male die Religion und war mal katholische Kirche und mal maurische Moschee. Ihr weißer Glockenturm wurde jahrhundertelang als Leuchtturm genutzt und ist von der Straße von Gibraltar aus weithin zu sehen. Wir beobachteten noch eine Weile die vorbeiziehenden Schiffe, genossen die Aussichten und besichtigten den Bunker, der uns noch einiges Wissenswertes vermittelte.
Nach einem ausgiebigen English Breakfast am Europa Point Cafè (sehr zu empfehlen!) und etwas Spielereien auf dem daneben liegendem Spielplatz, umfuhren wir weiter den Rock of Gibraltar. Die Zufahrt zum Affengebiet blieb uns leider verwehrt, da nur autorisierte Fahrzeuge hochfahren durften, und auf die Seilbahn hinauf hatten wir nur wenig Lust. Ergo: keine Affen für uns. Macht nix. Affenzirkus haben wir trotzdem genug. 🙂 Ich wollte noch einen Magneten erhaschen, weshalb wir also kurz parkten und ich einen kleinen 10 qm großen Shop unsicher machte – dummerweise zeitgleich mit 20 spanischen Rentnern. War das ein Lärm! Laut Reiseführer gehört es wohl aber zum guten Anstand, in Spanien laut zu sprechen. Alles andere gilt als unhöflich. Wusste ich auch noch nicht, erklärt aber so einiges. Rechtzeitig fiel mir jedoch wieder ein, dass ich ja gerade in Großbritannien bin und so landete noch meine englische Lieblingsschoki im Einkaufskorb: die Giant Buttons und Caramel Nibbles von Cadbury. So lecker!
Zurück am Flughafenfeld ging gerade die Schranke runter und wir konnten live den Start einer British Airways und einer Easyjet Maschine bewundern. Merkwürdig und laut, wenn man so halb auf der Startbahn steht, aber wir fanden es witzig. Anschließend sind wir zurück nach Tarifa und waren am späten Nachmittag noch etwas am Strand.