Tag 1: Vom 28. bis 31. Juli packten Mika und ich dank ein paar Kita-Schließtagen unseren Kram und hoben ab in Richtung Helsinki. Wer einen finnischen Namen hat, sollte schließlich auch mal in Finnland gewesen sein. Mit EasyJet ging es recht früh am Sonntagmorgen, um 07:40 Uhr, ganz entspannt in 1:40 Stunden von Schönefeld in die finnische Hauptstadt. Vom Airport fuhren wir in knapp 40 Minuten mit dem Zug zum Hauptbahnhof Helsingfors. Das 3-Tages-Ticket (ABC) kostete mich 24 Euro, Mika fährt als junger Hüpfer überall umsonst mit.
Die imposante Halle des Sackbahnhofs wurde vor genau 100 Jahren nach 15-jähriger Bauzeit eingeweiht und enthält unübersehbare Elemente des Jugendstils sowie des Neoklassizismus. Im Innern staunte ich nicht schlecht über den wohl stilvollsten Burger King, den ich bisher gesehen habe.
Die Tram Nr. 4 brachte uns in wenigen Minuten bis direkt vor das Tor unserer Unterkunft „Hotel Katajanokka“, einem ehemaligen Gefängnis auf der Insel Katajanokka. Hier ein Foto der Hotel-Website aus der Vogelperspektive. Unser sehr hübsches Zimmer befindet sich im rechten Trakt, 3. OG, ganz hinten rechts.
Das Hotel wurde nach umfangreicher Restaurierung 2007, nur fünf Jahre nach der Schließung des Helsinki County Prison, eröffnet. Der älteste Teil des Komplexes ist über 170 Jahre alt. Im 17. Jhd. standen auf Katajanokka nur ein paar Fischerhütten, eine Fabrik und eine Lagerhalle, aber bald wurde die Insel, die damals noch keine war, auch für Seefahrer und Handwerker interessant. Tavernen und Gasthäuser wurden gebaut, ebenso ein Kanal, der die Umfahrung der Insel entbehrlich machte. 1749 entstand dann auch das erste Gefängnis, damals mit lediglich fünf Zellen. 1860 wurde die opulente Uspenski Kathedrale auf dem höchsten Punkt der Insel errichtet, nur wenige hundert Meter vom Gefängnis entfernt. Neben unserer Zimmertür stand ein Name: Hella Wuolijoki. Es war das einzige Türschild im ganzen Hotel. Wie ich später herausfand handelte es sich bei ihr um eine Gefängnisinsassin, die wegen Verrat schuldig gesprochen war. Sie wurde während eines Bombenanschlags 1944 verletzt, als die Gefängnisbäckerei getroffen wurde und ein Brand ausbrach. Sie schrieb ein Buch über die Erlebnisse in dieser Nacht, dass nach dem Ende des zweiten Weltkriegs veröffentlicht wurde. Unsere „Zelle“ war demnach also recht populär.
Nachdem wir etwas Mittagsruhe hielten (wir sind ja doch recht früh aufgestanden), schnappten wir uns die nächste Tram und fuhren ein paar Stationen weiter zum Senatsplatz. Hier bestaunten wir zum ersten Mal flüchtig den schneeweißen Dom, dem wohl bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Das gelbe Regierungsgebäude rechts daneben beherbergt die Landesregierung. Das Wetter war mit knapp 33 Grad noch fast zu heiß, aber die Prognose für die nächsten Tage versprach Abkühlung.
Wir schlenderten planlos durch die Gassen zum nahegelegenen Hafen und beobachteten das bunte, aber keinesfalls hektische Treiben. Wie schön, endlich wieder am Meer! Die Möwen kreischten, die Fähren legten an und wieder ab und es wehte eine sanfte Brise. Hunger machte sich breit und in Mika wuchs der Wunsch nach einer Bootsfahrt.
Ich muss gestehen, ich war bei dieser Hitze einer Fahrt auf dem Wasser auch nicht abgeneigt. Aber zuerst musste eine Stärkung her. Beim „Kauppatorin Grilli“ wurden wir fündig. Mein Gemüse-Burger schlug mit ganzen 6,50 Euro zu Buche, Mika’s Cheeseburger immerhin noch mit 4,50 Euro. Aber dafür waren sie auch doppelt so groß wie in einer der bekannten Fast-Food-Ketten und auch ziemlich lecker. Unter den wachsamen Augen der stets zum Angriff bereiten Möwen verputzten wir unser Mahl unter dem nebenstehenden Zelt.
Gesagt, getan! Spontan ergatterte ich ein Ticket für die anderthalbstündige „Beautiful Canal Route“ (Online-Preis: 21,- Euro), die um 18 Uhr startete. Wir sicherten uns Plätze auf dem vorderen Oberdeck und fieberten der Abfahrt entgegen. Währenddessen begab sich im Hintergrund der riesige rote Pott der Viking Line unter lautem Abschiedsgetöse auf seine Weiterreise.
Hier nun einige Impressionen unserer fast schon romantischen Bootsfahrt im Früh-Abendlicht durch die Schären vor Helsinki. Es wehte ein willkommener leichter Fahrtwind und die Sonne strahlte mit uns um die Wette. Die Ufer waren gesäumt von saftig grünen Wäldern, in denen hier und da vereinzelt kleine bunte Häuschen hervorlugten. Wunderschöne schillernde Plätze, die dem Namen meines Blogs voll und ganz gerecht werden.
Nach einer Weile begann Mika Faxen zu machen und fand Gleichgesinnte, die Ober- und Unterdeck mit ihm unsicher machten. Wir durchfuhren sehr enge Kanäle, unterquerten niedrige Brücken und beobachteten mutige Badende an wenig belebten Stränden. Das Wasser hatte frische 18 Grad.
An der Nordseite von Katajanokka konnten wir drei riesige Eisbrecher bestaunen, die hier seelenruhig auf ihren nächsten Einsatz im Winter warten.
Zurück in Hafennähe bot sich uns das hübsche Panorama der schlichten Skyline von Helsinki: Uspenski Kathedrale, Sky Wheel, Präsidentenpalast und Dom.
Und weil es vorhin so lecker war, sind wir gleich nochmal zum „Kauppatorin Grilli“. So schnell kann’s gehen – schwupps hat man einen Stamm-Imbiss, haha. Dieses Mal schafften wir unsere Burger allerdings nicht und hatten daher später noch ein kleines Nachtmahl im Hotel. Wir zogen weiter, auch wenn uns der Abschied von dem zahlreichen Getier am Hafen schwer fiel.
Über eine Liebesschlösser-Brücke näherten wir uns dem schon von Weitem sichtbaren Allas Sea Pool. Hierbei handelt es sich um eine große schwimmende Terrasse mit drei Pools: einem 25 m Schwimmer-Becken, einem nur 60 cm tiefen ziemlich großen Kinderpool sowie einem Meerwasserpool, dessen Meerwasser allerdings nicht aus dem Hafenbecken stammt, sondern von weiter entfernt hierher gepumpt wird. Wir saßen im Terrassenbereich des Cafés, dass kostenlos zugänglich ist, und bestellten uns etwas zu Trinken, um dem nahenden Sonnenuntergang etwas zuzusehen und der Musik zu lauschen. So schön!
Da es so ein schöner milder Abend war, liefen wir das Stück zum Hotel und entspannten den Rest des Abends auf dem Zimmer. Vorher probierte sich Mika allerdings noch als Fotograf und zauberte ein schönes Bild von seiner Mama. Ist doch gelungen, oder?
Der Bahnhof samt Burger King ist echt beeindruckend! Ich bin ja eh ein großer Fan von imposanten Bahnhofsgebäuden. Die Knast-Unterkunft ist der Hammer 😅. Wie biste denn darauf gekommen? Eure „Zelle“ wirkt ziemlich nobel. Da hatten die Innenarchitekten ein geschicktes Händchen bei der Umgestaltung. Lediglich dem Flur vor den Zimmern sieht man etwas seine Anstalts-Vergangenheit an. Schöne erste Eindrücke von der Stadt! Die Wölkchen am Himmel taten das Ihre zu den gelungenen Fotos. @Möwen: da biste ein gebranntes Kind, wa 😂? Die Bootsfahrt verschaffte euch auch einige schöne Ansichten von der Natur in bzw. um Helsinki herum. Bei den Temperaturen die beste Entscheidung! Und den ultimativen place to be zum Sundowner hattet ihr ja offenbar auch. Watt willste mehr? Die Eulenfotos sind auch klasse 👍
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Danke.😘 Ja, die Wolken bildeten einen perfekten Fotohimmel. Wenn du Bahnhöfe magst, habe ich in dem St. Petersburg Bericht noch ein hübsches Schmankerl für dich. Du darfst gespannt sein! Das Hotel habe ich über Booking gefunden und fand es sofort toll. Super Lage, für Helsinki noch bezahlbar und mal etwas anderes. Es war wirklich top und sein Geld wert. @Möwen: da sagst was! Die furchtbaren Erinnerungen waren sofort da. Mika wurde natürlich eingeweiht und anständig belehrt.🤣
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