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Kangaroo Island – Mt. Gambier – Great Ocean Road – Melbourne

Tag 9 + 10: Nach einer weiteren erholsamen Nacht an der Emu Bay packten wir unser Hab und Gut wieder in den kleinen Jucy. Der Vorgarten war immer noch voll von Känguru-Kötteln. Unser Vermieter, der uns verabschiedete, meinte, es hätte keinen Sinn, den Rasen täglich zu säubern. Sie kommen jede Nacht in Horden. Auch wir haben im Dunkeln das eine oder andere Känguru am Haus vorbei hoppeln sehen. Klingt erstmal cool, aber für die, die hier wohnen, sind die braunen Vorgärten sicher nicht so prickelnd.

Auf dem Weg nach Penneshaw, circa drei Kilometer hinter der Emu Bay, hielten wir kurz an der Discovery Lagoon. Ich wunderte mich über die Männer in Gelb, die ein Boot auf dem Trockenen hinter sich her zerrten. Aber es waren nur Attrappen. Warum? Wieso? Weiß der Teufel. Die Lagune ist in den Sommermonaten fast immer vollständig ausgetrocknet, aber die Regenfälle im Herbst und Winter verwandeln sie in einen großen See. Bekannt ist die Lagune für ihren 4-Sterne-Campingplatz. Eine kurze Autofahrt weiter entdeckten wir noch diesen pittoresken Autofriedhof. Na klar, wer möchte für viel Geld schon schrottreife Autos mit der Fähre zurück auf das Festland transportieren?

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Wir hatten Tickets für die Fähre um 10:30 Uhr. Die Wartezeit verging schnell, indem wir die Reisebus-Ladungen von Chinesen beobachteten. Mika und ich saßen auf einer Bank neben dem Anleger und ob ihr es glaubt oder nicht, die kamen ganz ungeniert auf circa fünf Meter an uns heran und machten fasziniert Fotos von uns. Ohne zu fragen, ohne sich zu bedanken. Unglaublich, oder? Die Hog Bay, also der Strand von Penneshaw, kann sich im Übrigen auch sehr gut sehen lassen. Ein Traum von Türkis!

Auf dem Schiff vertrieben wir uns die Hälfte der Zeit an Deck. Das Wetter war fantastisch und die See wieder sehr ruhig.

Knapp 45 Minuten später erreichten wir bei strahlendem Sonnenschein Cape Jervis. Wir waren unter den Ersten, die vom Schiff fahren durften und waren dementsprechend auch relativ fix auf dem Weg ins Landesinnere.

Ein letzter Blick zurück auf Kangaroo Island und die wunderschönen Erlebnisse, die wir dort hatten. Trotz der ziemlich hohen Kosten haben wir den Abstecher auf dieses wunderbare Eiland nicht bereut.

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Wir fuhren durch herrlich grüne Landschaft. Immer auf der Range Road (B37) entlang, bis nach Victor Harbour. Dieser kleine Küstenort ist wunderschön gelegen. Man kann hier mit einer der letzten Pferde-Trams auf das kleine Granite Island fahren.

Nach Victor Harbor verließen wir die Küste vorerst wieder und fuhren über Strathalbyn immer nach Osten bis nach Wellington. Nein, nicht das in Neuseeland! So weit östlich nun auch nicht. Wir überquerten hier mit einer kleinen kostenlosen Autofähre den Murray River. Er ist der wasserreichste und mit seinen 2375 km der zweitlängste Fluss Australiens. Die Quelle befindet sich in den australischen Alpen. Von seiner Mündung, östlich von Victor Harbor, aus, ist der Fluss fast 2000 km flussaufwärts schiffbar und versorgt sogar Adelaide zum größten Teil mit Wasser. Hausboote und sogar Schaufelraddampfer sind eine beliebte Art, die romantische Flussgegend zu besichtigen.

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Wir bogen auf die A8 ab und fuhren noch einige Stunden durch eher unspektakuläre Landschaft. Irgendwann merkten wir, dass wir es unmöglich noch bis nach Mount Gambier schaffen würden. Die Strecke war schon bei der Planung schwer einzuschätzen, weshalb ich für diese Nacht eine Übernachtung im Jucy vorgesehen hatte. In Keith, einem gottverlassenen Ort mitten im Nirgendwo, suchten wir uns einen Stellplatz in der Nähe einer Telstra Telefonzelle. Hier kann man stundenweise Datenvolumen kaufen und hat somit Internet. Günstigerweise stand sie genau vor einer öffentlichen Toilette und neben schattigen Stellplätzen mit sogar fließend Wasser aus einem Hahn. Wir wärmten unsere Nudeln vom Vortag auf und aßen im Auto. Nach dem Abwasch bauten wir den Tisch ab und das Bett auf. Ich war noch schnell mit Mika auf einem nahegelegenen Spielplatz, auf dem es eine lange Eisenbahnrutsche gab, aber im Nu war es stockdunkel. Leider habe ich überhaupt nicht daran gedacht, Fotos von der Umgebung zu machen. Ich war wohl einfach zu müde. Wir vertrieben uns noch den Abend damit, im Internet zu surfen oder mit einer Taschenlampe bewaffnet zum Toilettenhäuschen zu stolpern. Ab und zu rüttelte uns ein vorbeifahrender Roadtrain durch. Hier noch ein Foto aus unserem „Schlafzimmer“.

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Am nächsten Morgen konnten Tobi und ich uns kaum bewegen. Halleluja, war das eng. Und saukalt. In der Nacht hatte es sich auf sage und schreibe 5 Grad abgekühlt. Wir sahen zu, dass wir die Katzenwäsche hinter uns brachten und diesen Ort, in dem bereits bei unserer gestrigen Ankunft um 17 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt waren, schnellstmöglich verlassen.

In Mount Gambier angekommen – im Übrigen ein richtig hübscher Ort mit vielen Parks, Höhlen und Seen – besuchten wir als erstes den Aussichtspunkt vom Blue Lake, einem monomiktischen Kratersee, der sich in einem ruhenden Vulkanmaar befindet. Mount Gambier liegt an der Limestone Coast und ist die zweitgrößte Stadt von South Australia. Sie liegt ziemlich genau in der Mitte von Adelaide und Melbourne. Ihr Namensgeber ist der erloschene Vulkan Mount Gambier.

Der Blue Lake ist einer von vier Kraterseen des Mount Gambier. Er ist für seine intensive blaue Farbe berühmt, die ihn in den Sommermonaten von November bis März in leuchtendem und schon fast unecht erscheinendem Kobaltblau erstrahlen lässt. Im Winter hingegen soll er einfach nur grau sein. Wir hatten Glück und konnten trotz Herbst doch nach das tolle Blau erleben.

Unsere letzte Station im Bundesstaat South Australia war das Umpherton Sinkhole, ebenfalls in Mount Gambier zu finden. Es ist nicht das Einzige in der Stadt, aber wohl eines der schönsten. Hierbei handelt es sich um eine kollabierte Höhle, die zu einem wunderschönen tropischen Gartenparadies umgewandelt wurde. Die Besichtigung ist kostenlos und unbedingt einen Besuch wert, wenn man schon in der Nähe ist. Man kann über Treppen auf den Grund hinabsteigen und hinter romantischen Efeuwänden entlang flanieren.  Ein Highlight sind die Opossums, die hier in den Höhlen leben. Was für ein zauberhafter idyllischer Ort!

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Kurz hinter der Stadtgrenze von Mount Gambier erwartete uns schon Victoria, der flächenmäßig kleinste Bundesstaat des australischen Festlands, aber dennoch der mit der höchsten Bevölkerungsdichte.

In Heywood, in der Nähe von Portland, machten wir eine längere Pause am Fitzroy River und picknickten gemütlich. Es gab einen schönen Spielplatz, saubere Toiletten (wie immer) und sogar einen tollen Barfuss-Pfad. Portland soll sich anhand der aufgestellten Infotafeln übrigens hervorragend für Walbesichtigungen und Naturwanderungen eignen. Es gibt den Discovery Bay Marine National Park sowie zahlreiche Leuchttürme. Es handelt sich bei der Stadt um die älteste europäische Siedlung im Süden Australiens und die Bucht ist der einzige natürliche Tiefseehafen zwischen Adelaide und Melbourne. Beim nächsten Mal muss ich für diese Gegend unbedingt mehr Zeit einplanen.

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Nicht lange später waren wir dann auch schon auf der berühmten Great Ocean Road. Was uns allerdings verwirrte war, dass es noch rund 25 km waren, bis wir überhaupt das erste Mal Wasser sahen. Nun gut, es wird sicher seine Gründe haben.

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Das erste Ziel war die ‚Bay of Islands‘. Wunderschön! Inmitten von unberührter Natur und ohne viele Touristen. Der Parkplatz war sogar recht klein und trotzdem fanden wir sofort einen Platz. Meine Erklärung für die wenigen Besucher lag darin, dass wahrscheinlich die meisten Touristen per Tagestour von Melbourne aus zur Great Ocean Road kommen. Die ‚Bay of Islands‘ befindet sich von Melbourne aus betrachtet ganz am Ende der Great Ocean Road und wird daher mutmaßlich etwas stiefmütterlich behandelt. Nachdem wir anschließend auch bei den „12 Aposteln“ waren, kann ich nun sagen, dass die ‚Bay of Islands‘ unser Highlight an der Great Ocean Road war. Kurz dahinter befindet sich die ‚Bay of Martyrs‘, die wir aus Zeitgründen links liegen lassen mussten. Aber ein Blick zurück sagte mir, dass sich der Stopp definitiv gelohnt hätte. Sehr viel beeindruckender als die Apostel, so viel sei gesagt.

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Nur wenige Kilometer weiter stoppten wir an der ‚London Bridge‘, die leider nicht mehr in der Art existiert, als zu der Zeit, in der sie ihren Namen erhielt. 1990 stürzte der erste Bogen leider ein. Wenn der zweite folgt, stehen hier dann aber wieder zwei neue Apostel. Das ist doch auch etwas.

Bei der ‚Loch Ard Gorge‘ angelangt, trauten wir unseren Augen nicht. Schon von weitem sahen wir die Einweiser in ihren Warnwesten auf der Straße herumturnen. Der reguläre Parkplatz war gesperrt und die Schlange von parkenden Autos am Straßenrand war endlos. Nein, das wollten wir uns nicht antun. Also weiter zu den ’12 Aposteln‘.

Halleluja, was sich dort abspielte, kann man mit Worten fast nicht beschreiben. Zwei Millionen Besucher sollen sich hier jährlich tummeln. Das macht pro Tag 5479 und so sah es auch aus. Ich erspare euch die Fotos. Ein monströser Parkplatz auf der Landseite der Straße, der allerdings völlig überfüllt war, riesige Wiesen voller Autos und zahlreiche Hubschrauber-Landeplätze. Wir zählten vor Ort fünf Hubschrauber, aber es waren auch einige in der Luft. Der pure Wahnsinn! Wir parkten jwd und bahnten uns den Weg durch das fast aus den Nähten platzende Besucherzentrum (ja, man muss leider da durch). Durch eine Unterführung ging es dann zur Klippe, von wo aus man die noch verbliebenen 8 Apostel begutachten kann.

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Ich habe im Übrigen gelesen, dass es niemals 12 Apostel waren, sondern immer nur 9 Kalksteinsäulen. Der Name klang so wohl harmonischer. Wieviel Wahrheitsgehalt in dieser Aussage steckt, müsst ihr allerdings selbst recherchieren. Wir waren jedenfalls etwas enttäuscht. Im kleinen Bild oben rechts seht ihr bei der Vergrößerung die Menschenmassen auf der Klippe. So macht Sightseeing keinen Spaß. Die Lösung wäre hier wohl nur in einer Limitierung der Besucherzahl zu finden.

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Grundsätzlich sind die Felsformationen und die Steilküste natürlich sehr hübsch anzusehen, keine Frage, aber für meinen Geschmack wird darum zu viel Wind gemacht. Die ’12 Apostel‘ sind nach dem Uluru die am zweithäufigsten fotografierte Sehenswürdigkeit in Australien und das kann ich nach drei Wochen Südaustralien wirklich nicht nachvollziehen.

Es war mittlerweile später Nachmittag und nach Melbourne waren es noch rund drei Stunden Autofahrt. Also nix wie rein in den Grashüpfer und zurück auf die A1, den Princess Highway, der uns auf unserer Reise immer wieder begleitet hat. Die Fahrt war unproblematisch und schön, da Victoria in wundervolles Sonnenuntergangslicht getaucht wurde. Mika hat die ganze Zeit durchgepennt und ist erst in Melbourne beim Parken aufgewacht.

Unser Hotel, der Apartmentkomplex ‚Melbourne Short Stay Apartments‘ war leicht zu finden und der Check-In im Gebäude nebenan schnell und freundlich. Unser grandioses 3-Zimmer-Apartment befindet sich in der 151 City Road, im 15. Stockwerk. Zwei Schlafzimmer, zwei Bäder, ein riesiges Wohn-/Esszimmer sowie ein großer Balkon mit famoser Aussicht auf die Skyline von Melbourne und sogar die rot beleuchtete Flinders Street Station. Was will man denn mehr? Wir waren jedenfalls sehr happy und freuten uns auf vier Tage Melbourne.

2 Kommentare zu „Kangaroo Island – Mt. Gambier – Great Ocean Road – Melbourne

  1. Ich glaube, die drei Gelben, die das Boot im Trockenen ziehen, stehen nur symbolisch für den speziellen Aussi-Humor 😅. In Alice Springs wird doch auch immer ein Bootsrennen in einem ausgetrockneten Flussbett veranstaltet mit Booten, bei denen der Boden rausgenommen wurde. Würde mich jedenfalls nicht wundern! @ Chinesen: da habt ihr ja noch Glück gehabt, dass die Horden fünf Meter Abstand gehalten haben. So zurückhaltend sind sie nicht immer 😂. @ Juicy: das wäre ja die Hölle für mich, in dem kleinen Ding zu übernachten! Da würde ich morgens auch erst mal meine Knochen zählen und sortieren müssen. @ Kratersee: sieht wirklich gut aus! Ebenso der Garten in dem kuriosen Sinkhole. @ Bay of Islands: die muss dann wohl auch auf meine Liste fürs nächste Mal. Ich gehörte ja auch zu den Kandidaten, die die Great Ocean Road nur als Tagesausflug von Melbourne aus mitgenommen haben. Da war an der London Bridge Schluss. Ja, bei den „12“ Aposteln ist immer die Hölle los. Deinen Schilderungen nach scheint es aber mittlerweile noch krasser geworden zu sein! Euer Apartment in Melbourne war ja der Hammer! Danke, dass du den Namen samt konkreter Anschrift nennst. Wäre eine Option für mein nächstes Mal. Gibt es da auch kleinere Appartements?

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    1. Ja, da gibt’s auch kleinere 1-Raum-Apartments. Das wäre für mich auf jeden Fall immer wieder die erste Wahl in Melbourne. Die Lage ist super, alles fußläufig erreichbar, aber dazu mehr in den nächsten Berichten. Ich habe ja noch ein bisschen in petto.😅

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