Europa · Italien

Venedig 2019

Venedig! Schon als kleines Kind erzählte mir meine Oma von dieser märchenhaften „Wasserstadt“. Es war immer ihr Traum gewesen, einmal nach Venedig zu reisen, doch geschafft hat sie es in diesem Leben nicht. Ich bin dankbar für die Möglichkeit, es an ihrer statt zu besuchen und es gleichzeitig auch meinem kleinen Sohn zeigen zu können. Der Schriftsteller Henry James sagte einmal, dass es zwei Arten von Städten gibt: alle anderen und Venedig! Und ja, genauso ist es. Venedig ist so ganz anders als alle anderen Städte, die ich kenne, und es gibt wohl nichts vergleichbares auf der Welt.

Tag 1: Am Sonntag, den 17. Februar, ging es los. Am Tag zuvor war Karnevalsbeginn in Venedig, doch davon wusste ich bei der relativ spontanen Flugbuchung noch nichts. EasyJet brachte Mika und mich für unglaubliche 68€ von Schönefeld direkt ins sonnige Venezien.

Der atemberaubende Flug über die schneebedeckten Alpen und im Anschluss der Expressbus in die City waren angenehm und pünktlich, sodass wir bereits Punkt 12 Uhr am Busbahnhof standen. Ich kontaktierte Christiane, die bereits seit gestern in der Stadt war, und wir trafen uns kurze Zeit später am Campo San Toma, in dessen Nähe wir uns ein heimeliges Lokal für ein Mittagessen suchten.

Nach einem leckeren Essen und einem netten Plausch verabschiedete sich Christiane in Richtung Bahnhof, um mit dem Zug zu einem Konzert nach Mailand zu reisen. Mika und ich zogen langsam durch die schmalen Gässchen und genossen die ersten Eindrücke, die uns Venedig bei herrlichstem Sonnenschein bescherte. Auf Grund der Wasserparade am Vormittag, die den Beginn der Karnevalszeit einläutete, erwartete ich große Menschenmassen. Erfüllt wurden diese Erwartungen glücklicherweise nicht. Der Weg bis zum Canale Grande war angenehm leer und überraschend kurz. Venedig ist kleiner als es auf der Karte den Anschein hat, es sei denn man verläuft sich, aber dazu später mehr.

Von der Haltestation Accademia nahmen wir auf Mika’s Wunsch hin unseren ersten Wasserbus. Eigentlich war es nicht mehr weit zum Hotel, aber ich hatte gestern bereits ein 72 h – Ticket bei Get your Guide gekauft, dass wir am Automaten nur noch ausdrucken mussten. Vom Markusplatz liefen wir dann nur noch knapp 150 m und waren in unserem kleinen charmanten Hotel Serenissima, das ich uneingeschränkt empfehlen kann. Die Lage in der Mitte von San Marco ist einfach unbezahlbar, das Personal war stets sehr freundlich und das umfangreiche und vielfältige Frühstücksbuffet sucht in der Stadt sicher seinesgleichen.

Wir ruhten uns etwas aus und brachen am späten Nachmittag nochmal zu einem kleinen Rundgang auf. Natürlich durfte ein fettes Dilemma auch auf dieser Reise nicht fehlen: am Anlegesteg des Markusplatzes suchte ich das 43€ schwere Bootsticket vergeblich. In der wagen Hoffnung, es würde im Zimmer liegen, kehrten wir nochmal um. Doch auch das blieb erfolglos. Alles Fluchen und Ärgern über die eigene Schusseligkeit war vergebens – ich musste ein neues Ticket kaufen. Dieses Mal nur ein 48 h – Ticket. Irgendwo musste man nun ja sparen. Wir fuhren den Canale Grande einmal komplett rauf und wieder runter. Hinwärts Linie 1, die überall hält, und zurück die Express-Linie 2. Am Fährterminal Piazza le Roma (Busbahnhof) shoppten wir in einem DM Wasser, Kakao, Kekse und Reiswaffeln für die nächsten 3 Tage. Der Abend war mild, sodass wir am Heck des Bootes draußen sitzen und das bunte Leben am Ufer beobachten konnten. Es war fantastisch!

Zurück auf der Piazza San Marco genossen wir die abendliche Stimmung und bewunderten vereinzelt ein paar venezianische Masken. Der Markusplatz besitzt eine tolle Architektur, besonders die Kathedrale und der Eingangsbereich des Dogenpalasts beeindrucken nachhaltig. Alles in allem wird der Platz meiner Meinung nach aber etwas überbewertet, was eventuell auch daran liegen kann, dass man jetzt noch nicht draußen sitzen kann, nirgendwo Musik zu hören ist und sogar die Tauben fehlen. Mit einem leckeren italienischen Eis auf der Hand schlenderten wir zurück zum Hotel.

Tag 2: Unser Zimmer lag im 1. Obergeschoss, unmittelbar neben dem gemütlichen kleinen Frühstückssalon. Das Buffet war sehr lecker und um 7 Uhr war noch nicht wirklich viel los. Eine Stunde später verließen wir das Hotel und zogen los in Richtung Station S. Marco – S. Zaccaria. Wir wollten mit der Fähre nach Murano, Burano und auf die Friedhofsinsel. Der Markusplatz lag noch verschlafen da und der Morgennebel verwandelte alles in ein mystisches Gemälde. Einfach wunderschön!

Nachdem wir zufällig die Seufzerbrücke entdeckt hatten, von der ich gar nicht wusste, wo sie zu finden war, bemerkte ich, dass ich mein Handy im Hotel vergessen hatte. Also nochmal zurück und auf dem Rückweg noch etwas morgendliches Alltagstreiben beobachtet. Für Mika war das Boot mit dem Kran eine willkommene Abwechslung. Ganz der Papa!

Über einen anderen Weg spazierten wir wieder zum Ostufer, um dann enttäuscht festzustellen, dass auf Grund des Nebels keine Fähren zu den Inseln fuhren. Der Fährbetrieb war auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Na super! Also wieder auf den nächsten Kahn und den Canale Grande entlang geschippert.

An der Rialto-Brücke stiegen wir aus und sahen uns dieses Meisterstück der Brückenbaukunst genauestens an. Wie sagte schon Peggy Guggenheim? Venedig ist steingewordene Kunst! Das kann ich nur unterstreichen.

Nach etwas Quatsch auf der Brücke flanierten wir durch die umliegenden Gassen des Viertels San Polo. Es mutete wie ein riesiges Labyrinth an, nahezu menschenleer. Fast schon unheimlich. Mir kommt ein Zitat in den Sinn, dass ich Tage zuvor im Internet gelesen habe: „Venedig ist Leben und Tod, Liebe und Leid“. Wie passend. Gut kann man sich fröhliches Treiben, Singen und Lachen in den Gassen vorstellen. Aber auch trauriges Geigenspiel und gruselige Mordgeschichten. Besonders an einem so nebeligen Tag wie heute.

Je leerer es war, umso lauter schallte Mika’s Gegacker durch die Gassen. Er hatte großen Spaß am Versteckspielen, rannte regelmäßig kichernd um die nächste Ecke, um aus der benachbarten Gasse laut Kuckuck zu rufen. Der Nebel wurde dichter und wir langsam laufmüde. Wir schnappten uns am Fährterminal S. Silvestro das nächste Boot zum Markusplatz und kehrten für eine Mittagspause zurück zum Hotel. Natürlich nicht ohne uns mächtig zu verlaufen. Ich war so schlau, mal einen anderen Weg zum Hotel zu versuchen – nicht damit rechnend, dass der kleine Mann auf einmal ganz dringend auf die Toilette muss. Ist ja immer so! Plötzlich war Venedig verdammt groß! Wir hechteten durch die Gassen von San Marco und über gefühlt 20 Brücken, bevor wir es gerade noch rechtzeitig auf unser Zimmer schafften. Mika entwickelte leider auch leichtes Fieber, weshalb der Mittagsschlaf etwas länger ausfiel.

Am späten Nachmittag versuchten wir nochmal unser Glück, mit einer Fähre auf eine der Inseln zu gelangen oder um eine Rundfahrt zu machen, aber die Situation war unverändert. Ich hatte auch den Eindruck, dass der Nebel wieder dichter geworden war. Und so kam es, dass wir wieder auf einem Boot der Linie 2 landeten, dass den Canale Grande im Eiltempo entlang hetzen wollte. Da Rush Hour war, wurden die Boote voller und wir hielten es nur bis zur ersten Station an der Ponte dell’Accademia aus, von wo aus wir auf der Suche nach einer Eisdiele zum südlichen Rand Venedigs spazierten. Wir wurden in der Nähe des Fährterminals Zattere fündig und kehrten in der Laguna Bar & Gelateria ein. Mika bekam sein Schokoladeneis und ich sehr mäßige Spaghetti Carbonara. Danach liefen wir langsam zu Fuß zurück zum Hotel. Auf der Ponte dell’Accademia wurde das Ausmaß des Nebels nochmal richtig deutlich. Die Sichtweite betrug vielleicht 50 m und mir war rätselhaft, wie es die Boote auf dem Canale Grande schafften, nicht zusammenzustoßen. Wir bestaunten den Innenhof der Kunstgalerie und das imposante Innere der Chiesa di Santo Stefano, in der Mika seine erste Kerze in einer Kirche entzündete. Auf dem Campo Sant’Anzolo kommt der typische venezianisch-byzantinische Baustil deutlich zum Ausdruck: filigrane Fenster und romantische Häuserfassaden ziehen die Blicke auf sich. Den Abschluss bildete der kleine, aber sehr belebte Campo San Luca, auf dem es ein wunderbares Süßwarengeschäft gibt: Marchini Time. Wir haben nichts gekauft, weil es zu voll war, aber wir hätten uns wahrscheinlich sowieso nicht entscheiden können. Alles sah einfach superlecker aus.

Tag 3: Der heutige Tag begann so, wie der letzte endete. Mika hatte Fieber. In der Nacht war es sogar so hoch, dass ich ihn zwischen 2 und 3 Uhr mit kalten feuchten Handtüchern bedeckte. Da er nicht aufstehen wollte, ging ich gegen 9 Uhr allein zum Frühstück nebenan. Heute war es bedeutend voller und alle 10 Tische waren belegt. Mit Keksen und Nutella bewaffnet kehrte ich ins Zimmer zurück und wir verbummelten den Tag im Hotelzimmer.

Da unser mitgebrachter Fiebersaft zur Neige ging, googelte ich nach einer Farmacia. Die nächste war direkt am Campo San Luca, nur ca. 2 Fußminuten entfernt. Mika war durch den letzten Saftschub wie auf Droge und topfit. Was für ein Teufelszeug! Wir holten also Nachschub und gingen dann noch etwas spazieren. Am Fährterminal neben der Rialto-Brücke wollte Mika unbedingt wieder Boot fahren – gesagt, getan! Wir fuhren bis zum Piazza le Roma und stiegen dort aus. Die Anzeigetafel zeigte an, dass um 17:08 Uhr, also nur 7 Minuten später, die Fähre 4.2 nach Murano ablegt. Cool, warum nicht? Es ging kein Lüftchen und der Abend war total mild. Außerdem war das unsere letzte Chance doch noch wenigstens eine andere Insel zu sehen. Die Kanalfahrt durch Cannaregio und die Überfahrt durch die Lagune nach Murano dauerte ca. 20 Minuten und wir stiegen an der zentralen Station Murano Museo aus, um wieder mal eine Eisdiele zu suchen. Das italienische Eis ist einfach superlecker. Aber leider: Pustekuchen! Murano hatte die Bürgersteige bereits hochgeklappt (oder heute vielleicht auch gar nicht aufgeklappt?). Es war enttäuschend. Wir warteten eine Viertelstunde und stiegen wieder auf die Fähre 4.2 nach San Marco. Nach einer kleinen Runde durch Murano und am Leuchtturm vorbei kehrten wir auf direktem Weg zum Markusplatz zurück.

Dort angekommen schlenderten wir wieder mal durch die stimmungsvollen Gassen von San Marco. Im Café Venezia aßen wir einen Möchtegern-Hotdog und halbwegs leckere Tagliatelle al Funghi. Im Gelato Fantasy unmittelbar nebenan gab es dann auch noch das lang ersehnte Eis, bevor wir ins nahe gelegene Hotel zurückkehrten. Dark Chocolate, mmmh, so sahnig, so lecker!

Tag 4: Wir schliefen aus und gingen wieder gegen 9 Uhr gemütlich frühstücken. Halb elf verließen wir unser Hotel und machten uns zu Fuß zum Busbahnhof auf. Ihr erinnert euch an die Tragödie mit dem verlorenen Ticket? Und eine einfache Fahrt für 7,50€? Nö, danke. Fast eine ganze Stunde brauchten wir für die knapp 2 km, aber die Fotomotive waren einfach zu schön! Seht selbst!

Der Expressbus von ACTV brachte uns wieder schnell und zuverlässig bis zum Terminal, wo wir uns die Wartezeit unter anderem mit Rolltreppe-Fahren vertrieben. Der Rückflug war sehr angenehm, da der Flieger nur halbvoll war, und wir landeten erstaunlicherweise überpünktlich um 15:44 Uhr wieder in Berlin. Ciao Venezia, es war schön mit dir und wir sehen uns sicher ganz bald wieder!

2 Kommentare zu „Venedig 2019

  1. Klasse Fotos! Wie aus einer anderen Welt. Danke für den Hoteltipp! Kommt auf die Liste, genau wie Venedig selbst 😅. @ Ticket und Schusseligkeit: das machst du ja gerne mal 😂😜! Witzig: statt Dogenpalast habe ich Drogenpalast gelesen. Hätte ja gut zu Mikas Wundersaft gepasst … Schade, dass euch der Nebel, so toll er auf den Fotos rauskommt, die Fahrt mit der Fähre teilweise verhagelt hat. Aber du fliegst ja bestimmt noch mal wieder hin.

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    1. Auf jeden Fall! Aber dann wahrscheinlich allein. Oder zumindest mit Babysitter.😅 Fotografieren und Museumsbesuche klappen mit Kind nicht ganz so gut. Und Venedig ist ein einziges Kunstobjekt.

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