Bulgarien · Europa

Bansko – Plovdiv

Tag 3: Nach einem guten Frühstück vom Buffet packten wir unsere sieben Sachen und machten uns noch vor Zehn vom Acker. Unser Weg führte uns vom Winterparadies Bansko mitten durch die Rhodopen, einem Rumpfgebirge, dass zu über 80 Prozent in Bulgarien liegt. Der Rest befindet sich im unweit entfernten Griechenland. Uns erwartete eine tolle Panoramafahrt durch felsige Schluchten und herbstliche Wälder. Hin und wieder stoppten wir mal, um die Idylle zu genießen. In vielen Orten sahen wir Moscheen oder auch russisch-orthodoxe Kirchen mit Zwiebeltürmchen.

Am Bahnhof von Velingrad versuchten wir einen Blick auf die historische Rodopenbahn zu erhaschen. Wir waren aber zwei Stunden zu spät dran. Oder zu früh. Auf jeden Fall nicht rechtzeitig. Dementsprechend war auf dem Bahnhof außer ein paar Hunden auch echt nix los.

Unser Hotel lag wieder außerhalb der Stadt. Dieses Mal auf einer Anhöhe, die zum Ort Markovo führte, der unserem Resort seinen Namen gab und in dem wir noch in einer winzigen Mechana zu Mittag aßen. Der Ausblick auf Plovdiv vom Hotel war sehr beeindruckend. So groß hatte ich es mir gar nicht vorgestellt. Wir checkten ein und verbrachten den Nachmittag lümmelnd im Innenpool und im Zimmer.

Am späten Nachmittag lotste uns Google Maps erfolgreich in die Altstadt von Plovdiv. Ich muss zugeben, dass ich recht überrascht war. Die Stadt ist hübsch herausgeputzt und wartet mit einigen architektonischen und geschichtlichen Highlights auf. Angefangen mit den Ruinen eines alten Amphitheaters mitten in der Shoppingzone. Aber auch die Dschumaja Moschee kann sich sehen lassen. Kein Wunder, dass Plovdiv 2019 eine der Kulturhauptstädte Europas sein wird.

Wir nahmen den Altstadthügel in Angriff und kämpften gegen den plötzlich aufkommenden Wind. Bereits 341 v. Chr. wurde die Stadt von Philipp II. von Makedonien, dem Vater von Alexander dem Großen, erobert und unter dem überraschenden Namen Philippopolis gegründet. Erste Siedlungsspuren weisen allerdings darauf hin, dass schon 6000 Jahre v. Chr. Leben an diesem Ort herrschte.

Ich hatte mir vorher ein paar sehenswerte Häuser herausgesucht, die wir der Reihe nach bewunderten. Hier seht ihr das erste, in dem sich heute eine Galerie befindet. Das Balabanov Haus wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von dem Händler Hadzhi Panayot Lampsha gebaut. Es hatte drei Eigentümer und trägt heute den Namen des letzten von ihnen – dem Händler Luka Balabanov.

Wir erreichten das Hisar Kapia Gate, ein mittelalterliches Tor und eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Das Tor wurde im 11. Jahrhundert n. Chr. über den Grundmauern eines Tores aus der Römerzeit errichtet. Hisar Kapia ist einer der drei Eingänge zur Akropolis des antiken Plovdiv. Direkt dahinter gelangten wir zum imposanten 1847 erbauten Haus des Kaufmanns Argir Kujumdzhioglu, in dem sich seit 1938 das ethnografische Museum befindet. Direkt daneben in einem wunderschönen roten Komplex befindet sich das Historische Museum. Das Haus von Dimitar Georgiadi wurde 1848 gebaut und ist eins der besten Beispiele für das Plovdiver symmetrische Haus.

Der Runde Ostturm der Stadt oder besser das, was davon übrig ist, befindet sich direkt gegenüber von den beiden Museen.

An diesem hübschen Häuschen weist ein Schild auf das Baujahr 1830 hin. Der Besitzer Georgi Mavridi war einer der angesehensten Kaufleute in Plovdiv, sein Namensgeber war allerdings ein französischer Poet und Durchreisender aus dem mittleren Osten: Alphonse de Lamartine. Er blieb nur drei Tage, sein Name für immer. Das Lamartine Haus zählt zu den schönsten symmetrischen Gebäuden in Plovdiv.

Der anfängliche Wind entpuppte sich als ein ausgewachsener Sandsturm, der völlig entfesselt über die Stadt und durch die engen Gassen fegte. Als wir beim Theater von Philippopolis ankamen, gab es fast kein Halten mehr. Sonnenschirme wurden umgeweht und im Theater flogen die Sitzpolster und Bühnenbeläge umher. Wir hatten den Staub überall, besonders unangenehm: unter den Kontaktlinsen!

Das oft als Amphitheater bezeichnete antike römische Theater wurde ca. 116 n. Chr. unter der Herrschaft des Kaisers Trajan errichtet. Es befindet sich zwischen zweien von drei Hügeln, auf denen das antike Plovdiv erbaut wurde.

Wir kehrten schleunigst um, da wir Regen befürchteten. Doch es sollte bei den staubtrockenen Windböen bleiben. Wir mutmaßten später, dass es sich um die Ausläufer des Sturmtiefs Fabienne handelte, dass auch über Deutschland fegte.

Wir ließen den Tag bei den Singing Fountains ausklingen und nahmen dort stilecht unser Abendmahl ein. Freitag bis Sonntag gibt es hier abends eine musikalische Wassershow ala Bellagio Las Vegas. Wir hatten Pech, heute war Montag. Bunt beleuchtet waren die Fontänen aber dennoch.

Zurück im Hotel beobachteten wir, wie sich Schirme und Liegen eine Erfrischung im Pool gönnten. Es hatte sich schlagartig um mindestens 10 Grad abgekühlt. Den wunderbar großen Vollmond störte das aber herzlich wenig.

2 Kommentare zu „Bansko – Plovdiv

  1. Die Landschaft, durch die ihr morgens gefahren seid, ist ja wirklich zu schön, um einfach dran vorbei zu brettern. Gut, dass ihr hier und da mal gestoppt habt. Plovdiv ist ja wirklich ein sehr charmantes Städtchen! Kulturhauptstadt 2019? Da sollte es doch allemal einen Besuch wert sein. Ich hoffe, deine Augen haben das Sandschmirgeln gut überstanden!

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    1. Plovdiv hat mich wirklich sehr überrascht. Es gibt auch unglaublich viele Galerien, Museen und Ausstellungen, die wir allein im Vorbeilaufen registriert haben. Ich denke, dass sich nächstes Jahr umso mehr ein Besuch lohnt, wenn Plovdiv Kulturhauptstadt ist. Ich wusste auch gar nicht, dass es die älteste durchweg bewohnte Stadt Europas ist. Man lernt immer dazu.😊

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