Asien · Georgien

Batumi – Altstadt und Nightlife

Tag 11 (Teil 2): Nach einer Pause im Hotel machten wir uns gegen 17:30 Uhr wieder auf den Weg zum Ufer. Diesmal zu Fuß. Der Plan sah vor, ein nettes Restaurant zu finden und vorher ein paar Schritte durch die Altstadt zu machen.

Unser Hotel beherbergt das größte Casino des Kaukasus‘. Da es bisher das einzige richtig hohe Gebäude in der Hafengegend ist, fällt es entsprechend ins Auge.

Schräg gegenüber unseres Hotels, wo die Uferpromenade ihren Anfang nimmt, gibt es einen kleinen netten Spielplatz und einige Restaurants, die sich bis zum historischen blauen Hafengebäude entlang ziehen. Dahinter ist es dann nicht mehr weit bis zur quirligen Spitze, wo das Leben brummt. Die Abendsonne und der Blick auf den Hafen zauberten eine wundervolle Urlaubsstimmung.

Ebenfalls unweit unseres Hotels befindet sich die Argo-Seilbahn-Talstation, errichtet von der österreichischen Firma Doppelmayr. Die Strecke ist 2,6 km lang und überwindet einen Höhenunterschied von 250 m.

Von dort aus bogen wir in die Altstadt ab, die sich schachbrettartig auf einer Halbinsel aufreiht. Die Größe ist überschaubar und lässt sich gut zu Fuß erkunden. Hinter der Argo-Seilbahnstation befindet sich ein kleiner Flachbau mit der Touristeninformation, in der man kostenlos City Maps erhalten kann. Man kann sich auch überall in der Stadt Fahrräder leihen, die Registrierung dafür ist ebenfalls in der Information möglich. Schon bei unserer gestrigen Rundfahrt war ich überrascht, wie hübsch Alt-Batumi ist. Hier zum Beispiel die unweit vom Ufer gelegene Moschee, deren Minarett von der Promenade aus gut zu sehen und zu hören ist.

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Mit seinen zahlreichen engen Gassen, den maximal zwei- bis dreigeschossigen 150 Jahre alten Häusern und den vielen gusseisernen Balkonen erinnerte mich die Altstadt oft an das French Quarter in New Orleans. Ich hätte stundenlang durch die Gassen laufen können, wenn es nicht so warm gewesen wäre. Wir hatten wieder locker über 30 Grad. Viele Häuser waren mit Chimären, Löwen oder mythischen Figuren geschmückt.

Auch hier war wieder einiges an Street Art zu entdecken. Es gab noch viel mehr, aber wir wären überhaupt nicht vorwärts gekommen, wenn ich alles fotografiert hätte.

Wir gelangten zur Piazza Moedani, die nach italienischem Vorbild gestaltet wurde. Der Platz ist für meinen Geschmack zu touristisch gestaltet, fast schon kitschig. Aber man kann hier nett sitzen und ein Käffchen trinken, wenn man denn möchte. Ein echter Hingucker ist die gegenüberliegende Nikolaikirche im byzantinischen Stil. Auch das Mosaik im Zentrum des Platzes ist erwähnenswert.

Von der Piazza gelangten wir schnell zum neugestalteten Maidan Platz, der von der Statue der Medea beherrscht wird, die ein goldenes Vlies in der Hand hält. Medea war die Prinzessin, die sich in Jason verliebte. Jener Jason, der mit seinen Argonauten (Argo hieß das Schiff, dass vom Schiffbauer Argos erbaut wurde), auf der Suche nach dem goldenen Vlies ins Reich Kolchis, dem heutigen Georgien, kam. Das goldene Vlies soll laut der griechischen Mythologie einem goldenen geflügelten Widder gehört haben, der die griechischen Königskinder Phrixos und Helle übers Meer trug. Helle fiel leider ins Meer und ertrank, weshalb es fortan helles Meer genannt wurde (Hellespont, Dardanellen). Phrixos hatte mehr Glück und erreichte Kolchis am schwarzen Meer. Er schlachtete den Widder und schenkte dem König Aietes, dem Vater der Medea, das goldene Fell, der es von einem Drachen Tag und Nacht bewachen ließ. Da die weitere Geschichte hier den Rahmen sprengen würde, sei nur noch gesagt, dass das goldene Vlies wohl tatsächlich darauf zurückzuführen ist, dass früher viel Gold aus den kaukasischen Flüssen „gefischt“ wurde und zwar mit Hilfe von Schaf- bzw. anderen Tierfellen, in denen das Gold hängen blieb.

Besonders beeindruckt hat mich der märchenhafte Baustil eines Eckgebäudes, das auf dem Turm eine astronomische Uhr abbildet. Ich war wie verzaubert. Erst recht, als die Lampen angingen und das prächtige Gebäude bunt illuminiert wurde. Aber auch die anderen Gebäude um den Platz herum waren äußerst sehenswert.

Wir hielten uns eine Weile auf dem Platz auf. Die Stimmung war schön und es gab viel anzuschauen. Auch für Mika gab es wieder Entertainment. Eine Fahrt in einem kleinen roten Flitzer durfte nicht fehlen. Je dunkler es wurde, desto hübscher wurden die Gebäude beleuchtet. Sehr, sehr schick.

Wir gingen weiter in Richtung Boulevard und kamen so zum Platz mit dem Dramentheater und dem Neptunbrunnen davor. Die modernen Hotelkomplexe und die niedrigeren Plattenbauten davor boten auch hier wieder ein groteskes Bild. Um es noch konfuser zu machen, waren überall auf dem historischen Platz große beleuchtete Reklametafeln angebracht.

Ein kleines Stück weiter betraten wir schon den Boulevard. Dieser wird vom 130 m hohen „Turm des georgischen Alphabets“ und dem 55 m hohen Ferris Wheel (Riesenrad) dominiert. Eine Fahrt kostet nur 3 Lari (knapp 1 Euro), aber so ganz ohne TÜV ist das wohl eine risikoreiche Angelegenheit. Der Turm hat eine interessante Architektur und zeigt, wie stolz die Georgier auf ihre eigene Sprache sind. Die 33 georgischen Buchstaben sind ziemlich einzigartig und gehören weder dem indogermanischen noch dem arabischen Sprachstamm an. Wissenschaftler vermuten die Entwicklung der georgischen Sprache im 3. Jhd. aus dem Aramäischen. Oben im Turm gibt es ein Restaurant, zu dem man mit zwei Fahrstühlen gelangen kann. Noch erwähnenswert ist der kleine weiße Leuchtturm, der wohl eher nur touristischen als praktischen Zwecken dient.

Auf der Spitze der Halbinsel ist die Skulptur „Ali und Nino“ zu bewundern. Ali und Nino sind die beiden Hauptcharaktere eines aserbaidschanischen Buches, in dem es um die Liebe zwischen einer georgischen Christin und einem aserbaidschanischen Moslem geht. Die Figuren bewegen sich langsam aufeinander zu, bis sie quasi ineinander verschmelzen. Eine schöne Installation, die musikalisch untermalt ist.

Wir konnten nicht widerstehen und mieteten uns nochmal einen Motoroller, um die Promenade entlang zu düsen. Es war herrlich erfrischend und machte wieder viel Spaß. Danach machten wir uns langsam auf den Heimweg. Wir wollten in einem der Restaurants am Ufer essen und kehrten ins georgische Restaurant Sanapiro ein. Für mich gab es endlich mal ein leckeres Lachsfilet. Der fantastische Blick auf das Farbwechselspiel unseres Leogrand Hotels und den Hafen rundete den Tag ab. Auf dem Weg zum Hotel kreuzte dann noch ein waschechter georgischer Cowboy unseren Weg und wir sogen noch ein wenig die beleuchtete Skyline in uns auf. Batumi hat schon was, kann man nicht anders sagen.

2 Kommentare zu „Batumi – Altstadt und Nightlife

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