Tag 5: Heute heißt es von den Bergen Abschied nehmen. So schnell kommen wir nicht zurück in den Großen Kaukasus. Nach unserem relativ späten Frühstück machten wir noch schnell ein Erinnerungsfoto auf der Terrasse und dann ging es auch schon los.
Auf der Großen Heerstraße war nicht ganz so viel los und die Fahrt machte großen Spaß. Ich bin wieder gefahren, da ich es nicht ertragen kann, wenn ich auf Serpentinenstraßen als Beifahrer an der Außenseite über dem Abgrund hänge. Unweit von Stepantsminda erblickte ich dann doch tatsächlich noch Wehrtürme. Bei meiner Recherche erfuhr ich, dass es die typischen Wehrtürme nur in Swanetien und Tuschetien gibt. Letzteres ist mit normalen Fahrzeugen völlig unerreichbar (nur lebensmüde Leute fahren meiner Meinung nach diese Strecke – einfach mal „Abano Pass“ googeln). Umso erfreuter war ich, als ich dann doch noch welche entdeckt habe.
Die Gegend war so toll, dass ich alle paar Meter hätte anhalten können. Meine beiden Männer fanden das aber weniger prickelnd, also verkniff ich mir weitere Fotostops.
Die Passüberquerung bei Gudauri war wieder eine kleine Herausforderung. Kurz nach der Passhöhe befindet sich das riesige Denkmal der georgisch-russischen Freundschaft zum Vertrag von Georgijewsk, das der Freundschaft zwischen Georgien und Russland gewidmet sein sollte. Der Bau geschah in einer Zeit, in der die ersten Zerfallserscheinungen innerhalb der Sowjetunion sichtbar wurden. Von Beobachtern wurde der Bau des Denkmals denn auch als Provokation der Kommunisten gegenüber den nationalistisch geprägten Kräften in Georgien verstanden. Der Maler und Grafiker Notar Malasonia kreierte ein Mosaik, das mit seinen warmen Farben in Kontrast zur Landschaft des Hochgebirges steht, welches das Denkmal umgibt. Das Mosaik besteht aus 1217 Kacheln, die jedoch nicht komplett erhalten sind. Leider wurde es natürlich genau jetzt renoviert. Die fehlenden Kacheln sollen ergänzt, der Parkplatz ausgebaut und ein richtiges Café errichtet werden.
Ein Stückchen weiter machten wir an einem Fluss im Niemandsland Rast. Das Gebirgswasser war eiskalt und glasklar, am Ufer graste mal keine Kuh, sondern zur Abwechslung ein weißes Pferd.
Auch am Ananuri Castle kamen wir wieder vorbei. Ein kurzer Stop von weiter oben musste nochmal sein. Es ist einfach zu hübsch.
Der Stausee, an dem die Burg liegt, entstand durch den 1986 erbauten Jinvali Staudamm, der den Aragwi Fluss staut. Das Wasser leuchtete türkis und und die Ufer schneeweiß. Allerdings vermute ich, dass es sich um Steinstrände handelt. Die Straße war auf diesem Streckenabschnitt sehr abenteuerlich. Der geteerte Teil endete plötzlich und man musste eine Weile über eine Schotterpiste fahren. Der georgische Fahrstil ist sehr gewöhnungsbedürftig und für Fahranfänger bzw. ungeübte Fahrer absolut nicht empfehlenswert. Es gibt kaum Begrenzungslinien, Leitplanken oder Straßenschilder. Die Straßen sind allgemein immer mal wieder mit riesigen Schlaglöchern übersät, aber was viel schlimmer ist, sind die „Fahrkünste“ der Georgier und Russen, die hier unterwegs sind. Auf einer normalen einspurigen Straße, wird vor, in und nach Kurven überholt. Und dabei ist es egal, ob Gegenverkehr kommt. Man bleibt einfach stur drüben. Und so kommt es, dass zum Teil drei oder sogar vier Autos gleichzeitig nebeneinander sind. Das klingt vielleicht lustig, ist aber lebensgefährlich. Wir hatten des Öfteren brenzlige Situationen und würden unsicheren Fahrern auf jeden Fall abraten. Hinzu kommt noch die Tierproblematik. Wir könnten uns immer beeiern, wenn mitten auf der Straße eine Kuh oder auch mehrere rumliegen und alle Autos drumherum fahren müssen. Aber auch streunende Hunde, Hühner und Schweine laufen urplötzlich auf die Straße. Da kann schon mal eine Bremse heiß glühen. Abenteuer pur!
Ich habe nicht auf die Uhr geschaut, aber ich schätze so zwei bis drei Stunden später erreichten wir das Ortsschild von Tbilisi (Tiflis). Das hieß aber nicht, dass wir dann gleich am Ziel waren. Wir kamen in einen Rush-Hour-Stau (der aber nicht nur zur Rush Hour war, wie wir später feststellten) und kamen nur ganz langsam voran. Tiflis ist, zumindest wenn man von dieser Seite reinfährt, ein riesiges versengtes Moloch. Auf den morgigen Fotos kann man das ganz gut erahnen. Da ich lotsen musste, blieb nicht viel Zeit zum fotografieren. Die Ghettos in den äußeren Stadtvierteln sind typisch sowjetisch geprägt und die Abgase hängen wie eine große Dunstglocke über der wahnsinnig heißen Stadt. Ein Thermometer an einer Tankstelle begrüßte uns mit sage und schreibe 37,8 Grad!
Kurz bevor wir unser Hotel erreichten, erhaschten wir dann doch noch einige Blicke vom modernen Tiflis und von der Altstadt. Dort war es dann nicht mehr ganz so hässlich wie befürchtet, aber das seht ihr dann erst morgen. Nachdem wir in einem armenischen Restaurant in Fußweite gut zu Abend gegessen haben, war der Tag für uns auch zu Ende. Gute Nacht!
Also, ICH hätte ja die Beifahrerposition am Abgrund bevorzugt. Mal abgesehen davon, dass ich mich nach all dem, was du über die Verkehrssituation schreibst, dort eh nicht ans Steuer wagen würde. Das Mosaik sieht toll aus! Gut, dass es wieder vervollständigt wird. Putzig auch die beiden Gestalten, die am Ufer grasen. Ein Pferd und ein kleiner Junge 🤓. Sachen gibts. …
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Ja, ich finde es auch toll, dass es restauriert wird. Schade nur, dass es ausgerechnet jetzt ist.😉 Die Autofahrer hier sind echt krank, aber wir passen uns einfach an.😂
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