Asien · Georgien

Kutaissi – Chiatura – Mtskheta

Tag 2: Um 8:25 Uhr gingen wir runter vor das Hotel und warteten auf unseren Mietwagen. Als 15 Min. später noch niemand auftauchte, setzten wir uns in den kleinen modernen Speiseraum mit dem kleinen, aber leckeren und ausreichendem Buffet, von wo man auch die Straße ganz gut im Blick hatte. Als plötzlich ein silberner kleiner Jeep dort stand, ging ich zur Rezeption und fragte mal nach dem Mann von Kaukasus Reisen. In der Tat wartete er bereits in der Sofaecke. Der Vertragsabschluss ging zügig, ein kurzer Blick ins Auto und ich hatte den Schlüssel in meiner Hand. Etwas stutzig wurde ich, als er mehrfach betonte, dass er hofft, wir würden die Notfall-Nummern nicht benötigen. Der Jeep ist ein Allrad Mitsubishi Pajero mit Automatikgetriebe und AC, genau das richtige Auto für die Straßen hier. Merkwürdigerweise befindet sich der Blinker auf der anderen Seite, was auf unseren Fahrten noch für viele verwischte Scheiben sorgen wird. Wir frühstückten gemütlich zu Ende, packten die Sachen und fuhren gegen 9:30 Uhr los. Es war wie erwartet…Kühe, Kühe, Kühe…auf der Straße, wo sonst. Liegend, grasend, stehend und dumm rum blickend. Kühe in allen Variationen. Der gemeine Georgier fährt einfach drumherum oder hupt auch mal, was die Kühe aber nicht weiter stört. Die Landschaft war toll und die Straßen überraschend gut ausgebaut.

Der erste Stop (nach den Kühen) war der Katskhi Pillar kurz vor Chiatura. Das ist ein 40 m hoher Kalksteinfelsen, der oben gerade mal eine Grundfläche von 10 x 15 Metern hat. Hier oben leben bereits seit dem 9. Jhd. Eremiten in einem kleinen Gotteshaus mit Möchszelle. Der Zustieg ist nur über eine Eisenleiter möglich und für Touristen und Frauen gänzlich tabu. Seit 2013 lebt wieder ein Mönch dort oben und er kommt nur 1-2 mal pro Woche herunter, um mit anderen Mönchen zusammen zu beten. Seine Lebensmittel erhält er über einen handbetriebenen Seilzug. Die Felssäule ist schon ziemlich spektakulär. Seht selbst.

Weiter ging es nach Chiatura, einer alten Bergbausiedlung am Fuße des Großen Kaukasus, die uns mit einer riesengroßen Dreckwolke empfing. Hier und da konnte man erkennen, dass es eine Blütezeit gegeben haben muss, die allerdings schon seit vielen Jahren vorbei ist. Vor dem Ersten Weltkrieg war Tschiatura das größte Manganerzbergbauzentrum der Welt. Der Anteil am Weltaufkommen betrug fast 40 %, der Anteil am Weltexport lag sogar über 50 %. Ab 1879 waren fast alle Felder in der Hand deutscher Unternehmen. Wichtigstes öffentliches Transportmittel in der Stadt sind 26 Seilbahnen, die an verschiedenen Seilbahnhöfen zusammentreffen. Hinzu kommen über 50 Seilbahnen (Loren) für den Manganabbau. Seit 1992 war in Tschiatura die Gas-, Wasser und Stromversorgung zusammengebrochen. Strom gibt es seit 2004 wieder. Das Gas- und Wasserleitungsnetz ist inzwischen völlig verrottet. Wasser fließt alle drei bis fünf Tage für etwa 30 Minuten. Trinkwasser muss in Kanistern aus Quellen und einigen wenigen Brunnen in der Stadt herbeigeschafft werden. Wohnungen, auch in Hochhäusern, werden mit Holzöfen beheizt.

Nach einer kurzen Pause auf einem Spielplatz machten wir uns auf die Suche nach ein paar typischen Seilbahnen. Zuvor entdeckten wir aber erstmal diese Loren-Seilbahn, die immer noch in Betrieb ist und ununterbrochen rollt. Durch den jahrhundertelangen Abbau und den scheinbar fehlendem Umweltschutz ist der Fluß total verschlammt. Die Lebensqualität ist entsprechend niedrig und die Einwohner ziehen nach und nach weg. Ich habe im Vorfeld des Urlaubs eine Doku gesehen (danke für die Erinnerung, Birgit), in der deutlich wurde, wie sehr die Einwohner unter der verschmutzten Umwelt leiden.

Ein Stückchen weiter wurden wir fündig. Die alte Seilbahnstation hatte noch ziemlichen Charme, aber wir haben uns trotzdem nicht getraut, mit dem alten rostigen Ding zu fahren.

Direkt auf der anderen Seite des Gebäudes fuhr die nächste Bahn in die anderen Richtung nach oben. Sie machte einen etwas besseren Eindruck, aber das war wohl nur der Farbe geschuldet. Nein, auch hiermit sind wir ollen Schisser lieber nicht gefahren.

Auf dem Weg aus der Stadt durften wir noch dieses „schöne“ Teil bewundern. Auch einige Loren kreuzten noch unseren Weg.

Wir fuhren zur anderen Seite aus der Stadt wieder heraus und arbeiteten uns mühsam zurück zur Autobahnstrecke Kutaissi – Tbilisi. Mühsam, weil man nicht schneller als 70 km/h fahren durfte und die Straße auch nicht die beste war. Nicht zu vergessen: die Kühe! Lustig waren auch die Straßenschilder auf der E60: Baku (Aserbaidschan am Kaspischen Meer) und Teheran (Iran) scheinen doch in erreichbarer Nähe zu sein.

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Die Autobahn ist übrigens in einem sehr guten Zustand und mit den erlaubten 90 – 110 km/h kommt man auch halbwegs zügig voran. Wir checkten gegen 16 Uhr im Hotel Gino Wellness in Mtskheta ein. Das Zimmer war riesig mit großem Kingsize Bed und Balkon. Auch hier war wieder alles sehr sauber und modern eingerichtet. Eine gute Wahl. Mika und ich machten uns für eine halbe Stunde in den Pool, da es noch über 30 Grad warm war. Tobi kaufte wieder Getränke. Anschließend machten wir uns nochmal in das kleine Zentrum auf und nahmen in einer Art Park unser Abendessen ein. Einfach aber unheimlich sättigend. Erster faux pas: wir bestellten zwei(!) Chatschapuri (gebackenes Käsebrot), ohne zu wissen, dass eins so groß wie eine Familienpizza ist. Hinterher verstanden wir auch, warum sie uns so ungläubig anschaute, als wir auch noch Chleb (Brot) zu Tobi’s Chartscho (Fleischeintopf mit Reis oder Kartoffeln in einer heißen Tonpfanne) bestellten. Mika bekam schlichte Pommes, die aber sehr lecker und kartoffelich schmeckten. Als Vorspeise gab es Badridschani (mit Walnusspaste gefüllte Auberginen), auch eine Spezialität Georgiens. Der Geschmack ist gewöhnungsbedürftig. Leider hauen die Georgier fast überall Koriander an ihr Essen, was leider so gar nicht nach unserem Geschmack ist.

Anschließend fielen wir vollkommen gesättigt ins Bett und ließen den Abend bei einer fantastischen Aussicht ausklingen.

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6 Kommentare zu „Kutaissi – Chiatura – Mtskheta

  1. Also, ich wäre ja auf jeden Fall in eine dieser schicken Seilbahnen eingestiegen! Sehr beeindruckend finde ich den schmalen Felsen mit dem Gotteshaus und Mönchszelle. Und natürlich euer Futter: Aubergine mit Walnusspaste hätte ich auch mit frischem Koriander liebend gerne genommen!

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    1. Ja, das glaube ich gerne, dass du damit gefahren wärst.😃 Die Auberginen klingen echt besser als sie sind. Dachte auch erst „oh, klingt lecker“, aber war dann doch nicht so toll.

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