Am nächsten Morgen spazierten wir gleich nach dem Frühstück nochmal los. Wir hatten noch nicht herausbekommen, wie genau wir nach Las Peñitas kommen und ich wollte doch auch noch unbedingt auf das Dach der Kathedrale, verdammt nochmal. Es war schon sehr heiß, aber gerade noch erträglich. Bei der Kathedrale angekommen gingen wir zielstrebig zum im Internet recherchierten kleinen Hintereingang, wo sich die Treppe hinauf befindet und der ab 9 Uhr geöffnet sein sollte. Natürlich war er verschlossen. Ich mutmaßte, dass es auf Grund der Restaurierungsarbeiten vielleicht generell gerade nicht möglich ist, das Dach zu besuchen. Schade, aber nicht zu ändern. Wir durchquerten nochmal ganz in Ruhe den Innenraum, wo sich mehrere Grabstätten, wie z.B. die von Ruben Dario, und kleinere Kapellen befinden, und gingen zurück zum Hotel.
Zurück im Hotel ließen wir unsere großen Backpacks im Büro der Rezeption verstauen und zogen mit Handgepäck los zum Busbahnhof. Taxifahren ist in León ja ganz witzig. Man stellt sich irgendwohin und winkt ein Taxi ran. Es kommt immer eins, innerhalb von Sekunden. Nur ist es auch so, dass schon jemand drin sitzen kann. So kam es, dass wir plötzlich zu fünft in einem Mini-Auto eingequetscht waren, was bei über 30 Grad richtig „toll“ ist. Die anderen stiegen unterwegs aber auch wieder aus. Der Preis ist im ganzen Stadtgebiet übrigens gleich: 20 Cordoba pro Person. Am kleinen Markt bzw. Busbahnhof angekommen, stand auch schon der Chickenbus bereit. Wir stiegen vorne ein und stellten uns ganz hinten in den Bus, wo keine Sitze mehr waren, sondern sich die Stehplätze befinden. Es waren schon alle Sitze belegt, aber wer schon mal in Lateinamerika war, weiß, dass ein Bus damit noch nicht voll ist und deshalb auch noch nicht los fährt. Ganz vorne machten wir noch drei Blondschöpfe aus und neben uns einen älteren „weißen“ Rentner mit sehr junger Asiatin, aber der Rest schien einheimischer Natur zu sein. Und alle reisten mit ordentlichem Gepäck. Klar, auf dem Markt bzw. allgemein in der Stadt werden die Vorräte gekauft und dann fährt man zurück aufs Land. So kam es, dass wir auch wieder Hühner und Kaninchen als Reisegefährten begrüßen durften. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis wir endlich losfuhren und der Schweiß ronn uns nur so über die Haut. Es wurde wieder brechend voll im Bus. Glücklicherweise hatten wir einen Platz am Fenster, sodass wir ab und zu etwas Fahrtwind abbekamen. Vermischt mit Schweißgeruch der anderen, versteht sich. Hinausschauen ist für uns nicht so gut möglich gewesen, denn die Nica’s sind von Natur aus ein ganzes Stückchen kleiner als wir und so sind auch die Fenster eingesetzt. Das erschwerte natürlich die Orientierung, zumal wir sowieso nie wussten wo der Bus gerade hält. Die beiden Gepäckausgeber, die bei uns hinten standen bzw. manchmal auch halb draußen hingen (hinten gab es eine Hecktür), schienen per Pfiffe mit dem Fahrer zu kommunizieren. Wie sich allerdings die Leute in der Busmitte bemerkbar machten, die aussteigen wollten, habe ich nicht herausbekommen. Der Bus hielt überall, wo jemand rein oder raus wollte. Haltestellen waren für mich nicht erkennbar. Irgendwann passierten wir das Schild „Las Peñitas“ und Christiane wusste glücklicherweise, dass der Bus zunächst bis nach Poneloya fährt, dort dreht und erst dann nach Las Peñitas fährt. Sicherheitshalber sagte sie dem Pfeifer aber nochmal unser Hotel und er nickte uns wissentlich zu, als der Bus abermals hielt. Wir hüpften raus und standen exakt vor unserem Hotel, dem „Bomalu“. Mit knapp 23 Dollar pro Person unser günstigstes Hotel auf dieser Reise. Es war eine einfache kleine Unterkunft direkt am sehr breiten dunklen Sandstrand des Pazifiks. Es gab nur fünf Zimmer, einen offenen Rezeptionsbereich und eine kleine Küche sowie den großen Garten mit zahlreichen bunten Hängematten, Liegestühlen, einem Pavillon und einem kleinen Pool (von Erwachsenen nicht wirklich nutzbar). Unser Zimmer im Erdgeschoss, dass direkt neben der Küche lag, besaß ein Doppel- und zwei Einzelbetten und hatte Zugang zu einem Bad, dass wir uns mit dem dahinterliegenden Familienzimmer teilten. Das Bad war zwischen uns und besaß zwei Verbindungstüren. In dem Familienzimmer war eine spanisch sprechende Großfamilie mit vier bis acht Mitgliedern. So genau haben wir es nicht herausgefunden. Das Bad war jedenfalls ständig besetzt, das Klopapier immer alle und bezüglich der Lautstärke wurde auch in der Nacht keine Rücksicht genommen. Wir nahmen es mit Humor. Unsere Klimaanlage schien ungefähr 50 Jahre alt zu sein und konnte auch nur nach mehrmaligen Versuchen und einem Stromausfall mit Hilfe eines Angestellten wieder in Gang gesetzt werden. Ob sie wirklich gekühlt hat, können wir nicht sagen.
Wir kamen gegen Mittag an und unser Zimmer war noch nicht ganz fertig, also aßen wir erstmal eine Kleinigkeit. Die Karte war völlig ausreichend und bot zu unserer Überraschung mehr, als wir vermutet hätten. Das Essen war auch wirklich lecker und die Angestellten sehr freundlich. Danach stellten wir unsere Sachen ins Zimmer und bezogen im Garten zwei der einladenden Hängematten unterm Pavillon. Ich lauschte dem Wellenrauschen und schlief darüber auch prompt ein. Christiane unternahm einen Strandspaziergang. Tja und so verbrachten wir dann auch den gesamten restlichen Tag: essen, trinken, rumgammeln, am Strand umher spazieren. Das Wasser des Pazifiks war richtig schön warm, dennoch badete fast niemand, denn die Wellen waren ziemlich hoch, die Brandung sehr stark und somit die Strömungen wohl auch nicht zu unterschätzen. Eigentlich soll die Pazifikküste Nicaraguas ja ein echter Surfhotspot sein, aber wir konnten leider keine Surfer beobachten, aus welchen Gründen auch immer. Im Bus hatte ich schwitzenderweise den Ausflug schon verflucht und gemeint, dass sich diese „Strapazen“ sicher nicht lohnen würden, weil wir sowieso schon die besten Strände hinter uns hatten. Aber ich hatte diese Ansicht umgehend verworfen, als wir dort angekommen sind. Las Peñitas ist trotz der schon vorhandenen Unterkünfte immer noch so ursprünglich und vom Tourismus unberührt, dass es eine Schande gewesen wäre, nicht hierzukommen. Dieser fast menschenleere Strand und die damit einhergehende Idylle waren schon fast surreal.
Natürlich gab es auch hier einen Hotelhund, der mich netterweise zum Strand begleitete. Allerdings war ich nur solange interessant, bis ein anderer vierbeiniger Geselle dazukam und die beiden langsam trottend von dannen zogen. Ich war mit meiner Fotografiererei wohl zu langweilig.
Am Abend wurden wir dann auch noch mit einem fantastischen Sonnenuntergang belohnt. Mit Liegestuhlplätzen in der ersten Reihe. 🙂 Kann es etwas Besseres geben? Für den vorletzten Abend eines wunderschönen Urlaubs wohl kaum.