Asien · China

Tag 17: Beijing

Punkt 06:00 stieg die Chinesin hinab und wir wurden wach. Wir haben doch tatsächlich fast durchgeschlafen. Gegen 23:00 lukte nochmal ein Schaffner herein und meinte ich solle die Tür von innen abschließen. Ich hab ihn reden lassen. Und dann war ich eigentlich nur beim Umdrehen wach. Mein Nackenkissen, was ich dieses Mal dabei hatte, war Gold wert. Man muss eben nur wissen, was einen erwartet. 😉 Zähne habe ich mit unserer Chinesin, Andreas und Beate geputzt. Diesmal waren die Waschbecken wenigstens in einem Extra-Abteil und nicht auf dem Gang wie im letzten Zug. Die Sonne geht gerade auf…natürlich wieder im Dunst. Die ersten Ausläufer von Peking sind schon zu sehen. Eine gute halbe Stunde noch und wir sind da. Es geht dann ins Hotel zum Frühstück. Ich denke, die Koffer lassen wir dort (Check-In geht noch nicht). Dann geht es sofort los mit dem Programm und das ist heute extrem voll. 😦
So jetzt ist schon der nächste Tag und ich versuche mal das Monstersightseeing von gestern zusammenzukriegen. Wie gesagt sind wir gegen 07:20 aus dem Zug raus und ca. 10 Min. zum Bus gelatscht. Die Fahrt zum „Holiday Inn Temple of Heaven“ dauerte ca. 40 Min. und wir sahen Peking im Morgengrauen. Das Hotel liegt in keiner sonderlich schönen Gegend, sieht aber sehr gut aus und ich kann euch schon sagen…die Betten sind fantastisch. 😉 Wir haben auch ein tolles Schwimmbad, das ich am Donnerstag an unserem letzten Tag, wo wir mal gänzlich Freizeit haben, aufsuchen werde. Das Frühstück im Hotel war der Kracher! Das beste, was wir bisher hatten. So eine riesige Auswahl gab es bisher nirgends und lecker war auch alles! Wir hatten eine Stunde Zeit und genossen es ganz fürstlich. 😉 09:15 ging es wieder in den Bus und wir fuhren zum Himmelstempel, dem Wahrzeichen von Peking. Er wurde in der Ming-Zeit fertiggestellt und ist die größte Tempelanlage in China, wo die Symbolhaftigkeit der chinesischen Architektur so deutlich wird. Die Anlage verläuft auf einer Nord-Süd-Achse, die durch einen erhöhten Steinweg gekennzeichnet ist (Red Step Bridge). Sie führt direkt zum Temple of Heaven. Auf einer Anhöhe von drei konzentrischen Ringen bot der Kaiser den Göttern Opfer dar. Angeblich sollte das die Stelle sein, bei der man dem Himmel am nächsten ist. Hmm, naja, glauben wir es mal. Geht man weiter, kommt man zum Tempel, in dem der Kaiser, der ja als Sohn des Himmels Vermittler zwischen Menschen und Göttern ist, um gute Ernte betete. Zur Zeit der Wintersonnenwende betete er stets zum Himmel und zu den Vorfahren. Dem einfachen Volk blieb der Zutritt natürlich verwehrt. Um das kaiserliche Himmelsgewölbe (Lager für die Opfergaben) führt die Echo Wall. Eine runde Mauer, die dafür berühmt ist, ein Flüstern von einer Seite zur anderen zu tragen. Damit komm ich zum Hauptpunkt. Habe ich schon erwähnt, dass Nationalfeiertagswoche in China ist? Zig Millionen Chinesen haben Urlaub und zwar alle zur gleichen Zeit…diese Woche! Die haben ja eh nur maximal 10 Tage im Jahr Urlaub und die verbringen sie augenscheinlich liebend gerne alle zusammen. So richtig schön gemütlich. Das mit dem Echo-Test konnte man natürlich vergessen. 😉 Nach dem Himmelstempel sind wir zum Tian’an Men Platz gefahren, dem Platz des himmlischen Friedens. Ihr könnt euch diese Menschenmassen nicht vorstellen. Mit himmlisch hatte das nix mehr zu tun, mit Frieden schon gar nicht. In der Mitte steht Mao Zedong’s Mausoleum, am Rand Gebäude aus den 50ern (Kommunismus lässt Grüßen). Auch Tore der nicht mehr vorhandenen Stadtmauer kann man sehen. An der Spitze ist das Tian’an Men Tor zur verbotenen Stadt. Hier hängt ein überdimensionales Porträt von Mao, weil er hier am 01.10.49 die Volksrepublik China ausgerufen hat. Rechterhand am Platz ist das Nationalmuseum Chinas, das größte Museum der Welt. Gegenüber auf der anderen Seite ist die Große Halle des Volkes, Sitz der Legislative Chinas. Es war so unerträglich voll, dass ich es gar nicht beschreiben kann. Und der Platz ist echt gigantisch groß. Wir mussten durch eine Unterführung durch, weil die Strasse versperrt war (Grund nicht ersichtlich), was mich unweigerlich an diese Massenpanik im Tunnel von der Loveparade erinnern ließ. Wir passierten danach das Tian’an Men Tor und danach noch zwei solcher immensen Tore. Dort trafen wir Shuwen wieder, die sich vor der Platzüberquerung abgeseilt hatte, um Tickets zu holen. Nach der üblichen Kontrolle traten wir in die Verbotene Stadt (offiziell: Palastmuseum) ein, das Zentrum des chinesischen Universums und Symbol des kaiserlichen Glanzes. Es ist wohl Chinas prachtvollster Komplex. 1420 wurde die Palastanlage fertiggestellt und seitdem regierten hier 24 Kaiser fast 500 Jahre lang. Bis 1911 war die Stadt dem Kaiserhof vorbehalten und erst seit 1949 ist sie für die Öffentlichkeit zugänglich. Über der äußeren Hof betraten wir durch das Mittagstor den Platz mit dem Goldwasserfluss. Man sah auf einen gigantischen Platz mit fünf Marmorbrücken (5 Kardinaltugenden des Konfuzianismus), die sich über einen quer verlaufenden kleinen Kanal (sogar mit Gondoliere) wölbten. Der Fluss sollte den Jadegürtel der Hofbeamten repräsentieren. Das war schon ein toller Anblick…den wir mit 190.000 anderen Besuchern (vorwiegend Chinesen) teilten, wie wir später vom statistischen Amt erfuhren. Wir passierten das Tor zur höchsten Harmonie und kamen auf einen weiteren riesigen Platz mit Blick auf die Halle der höchsten Harmonie.
Das Tor der höchsten Harmonie bestand übrigens aus einer 24 m hohen Halle, in der früher Besucher empfangen wurden. Die Halle der höchsten Harmonie war Inthronisationen, Geburtstagen, usw. vorbehalten. Zentrum war der Drachenthron des Kaisers. Besichtigen konnten wir die Hallen allerdings nicht bzw. nur von außen durch Scheiben oder Absperrbänder. Da sich stets gefühlte 1000 Chinesen davor aufhielten, ließen wir es aber mit dem Blick hinein. Es folgten die Halle der mittleren Harmonie (hier hielt sich der Kaiser vor Zeremonien auf) und die Halle der bewahrenden Harmonie, alle natürlich durch riesige Plätze miteinander verbunden. Am Ende war das Tor der himmlischen Reinheit, durch das man in die noch verbotenere Stadt in der verbotenen Stadt kam. Hier war der äußere Hof zu Ende und man kam in den inneren Hof. Er besteht aus den drei Palästen des Kaiserpaares. Erst kam das Schlafgemach des Kaisers (Palast der himmlischen Reinheit), dann der Palast der Einheit, den die Kaiserin als Thronsaal nutzte, und als letztes der Palast der irdischen Ruhe, das Schlafgemach der Ming-Kaiserinnen. Östlich und westlich vom inneren Hof befinden sich zahlreiche kleine Paläste, Hallen und Blumen-sowie Steingärten. Hier wohnten u.a. die kaiserlichen Konkubinen, wurden Opferrituale dargebracht oder gefastet wurde (Halle der Enthaltsamkeit). Die Gassen sind sehr eng, die Gärten nicht sonderlich groß. Jetzt stellt euch wieder die 190.000 Besucher vor! Unfassbar. Stellenweise wurde man nur noch geschoben. Wirklich Spass hat das alles nicht gemacht. 😦 Wir waren einfach nur froh, lebend das Ausgangstor erreicht und unsere Gruppe wieder getroffen zu haben. Es war furchtbar schrecklich voll!!! Durch das nördliche Shenwu-Tor verließen wir die verbotene Stadt, überquerten eine Strasse und standen vorm Kohlehügel. Von oben konnte man gut über die verbotene Stadt blicken, aber nur die Hälfte von uns konnte sich aufraffen, den Hügel zu erklimmen. Letztendlich war er wohl doch nicht so hoch wie er aussah, man brauchte wohl nur 5-10 Minuten bis hoch. Naja, egal. Es war eh ziemlich dunstig über der gesamten Stadt, sodass die Bilder von oben eher bescheiden geworden sind. Nachdem sich alle wiedergetroffen haben, steuerten wir unseren Bus an. Der Weg führte jedoch noch zu Fuss durch die Hutongs (glücklicherweise nur zwei Strassen…nicht besonders sehenswert). Nach 4 Std. auf den Beinen durften wir endlich wieder in den Bus. Wir fuhren eine Weile bis zu einer sehr belebten Strasse, in der es Unmengen an Garküchen gab. Keine Ahnung, wie sie hieß, aber dem Verkehrsstau und den Menschenaufläufen nach zu urteilen war sie sehr beliebt! Shuwen hatte hier auf unseren Wunsch hin ein einheimisches Restaurant reserviert. Wir hatten aber noch 20 Min. Zeit und sollten daher an den Garküchen entlang schlendern…wenn man den Magen in der Kniekehle hängen hat, ist das echt fies! Jana und ich trauten uns…wir aßen einen Skorpion für 50 Yuan. 😉 Wir müssen ehrlich sagen, dass er wirklich nicht schlecht war. Das Fleisch (die 2 Milligramm) war süß und der Rest war irgendwie chipsig. Natürlich nur etwas für den hohlen Zahn. Beweisfotos hat allerdings Georg, mal gucken, wann wir die kriegen. Dann war die Zeit auch schon um…Seestern am Spieß, Maden oder Heuschrecken probieren wir dann vielleicht morgen. 😉 Das Abendessen war wieder super lecker. Da wo die Einheimischen essen, war es bisher immer am leckersten. Leute, meidet die Touristentempel. Meinhard machte sich wieder erwas unbeliebt, da er im ganzen Restaurant nach einer Gabel suchte und den Spruch „Wir sind ja hier nicht im Zirkus!“ (wegen den Stäbchen) verzeihen ihm einige wohl nicht so schnell. *seufz* Nach dem Essen gab’s noch etwas Verkehrsspektakel vor der Tür…es dauerte so ca. 1 Stunde, bis der Bus zu uns durchdringen konnte. Die können ja alle kein Auto fahren, tztztz. Und danach ging’s endlich ins Hotel zum Einchecken. Ihr erinnert euch…letzte Nacht verbrachten wir im Zug. Wir hatten alle das Gefühl, wie Iltisse zu stinken. Jana und ich stürzten aufs Zimmer (ist klasse) und sprangen nacheinander unter die Dusche. War das toll! Leider ist Janas Kreditkarte verschwunden geblieben. Glücklicherweise klappt Geldabheben aber auch mit EC, ist allerdings wesentlich teurer. Ärgerlich bleibt es aber natürlich trotzdem. Wir sind schon kurz nach 21:00 fast tot ins schöne weiche Bett gefallen. Und weg waren wir…

2 Kommentare zu „Tag 17: Beijing

  1. Meine Güte wie die Zeit vergeht. Tag 17 schon. Wie werde ich deine Mails vermissen. 🙂

    Die Menschenmassen wären nichts für mich ,da würde ich sicher Platzangst kriegen. Schade, dass jetzt alles so voll ist.

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  2. Huhuu liebe Rena!

    Schön von euch wieder zu lesen. Nun seid ihr also in Peking angekommen. Mutig, mutig mit dem Skorpion essen. ich glaube, da hätte mich eine ganz schöne Überwindung gekostet. Aber noch eher das als Maden oder Heuschrecken. Wiederum… wann hat man sonst die Gelegenheit dazu.
    Hat euch denn Peking abgesehen von den Menschenmassen gut gefallen? Das mit den Menschenmassen hatte ich schon mal irgendwo gehört, dass am Nationalfeiertag gefühlt ganz China nach Peking aufbricht und es dadurch enorm voll ist. Die chinesische Mauer hat er wohl auch vor lauter Menschen kaum erkennen können. Aber egal, hat sicher auch wiederum Flair und außerdem…ist sicher auch mal spannend einen solchen Nationalfeiertag mitzuerleben. Erlebt man ja auch nicht alle Tage.

    Ich wünsche euch noch ein paar wunderschöne, aufregende Reststunden in China und kommt gesund und munter zurück nach Deutschland!

    Alles Liebe auch an Jana! Eure Angela

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