Tag 20: Heute war mal seit langem wieder Ausschlafen angesagt. Erst halb zehn sind wir wach geworden. Andrea ist kurz einkaufen gefahren und ich habe mich an die Einträge der letzten zwei Tage gemacht. Nach etwas Bummelei sind wir kurz nach zwölf an den Pool gegangen. Der war echt süß angelegt und nicht wirklich gut frequentiert, sodass wir uns die Liegen aussuchen konnten. Der Ascher wurde rangeschleppt und ab ins kühle Nass. Herrlich. Das Wasser war so schön sauber, roch nicht nach Chlor und war wirklich sehr erfrischend. Ich habe bestimmt mindestens eine Stunde geplanscht, Andrea ist zwischendurch auf’s Zimmer zur Toilette und hat mir ihrer Ma telefoniert. Ich hatte auch mal einen Versuch auf der Liege gestartet, aber was passierte? Ich schaute nach oben, sah ein paar Raben die Krach machten und dachte noch „Wehe!“. Schwupps war es geschehen…ein dicker Flatschen auf meiner Schulter. Toll! Aber soll ja Glück bringen. Also ging ich wieder planschen. Andrea kam zurück und ich stieg wieder aus dem Pool. Ick musste dann auch mal wohin. Aber glaubt mal nicht, dass ich mich hinlegen konnte, als ich zurück kam. Eine penetrante Wespe ließ nicht locker und ich gehorchte Andrea’s Befehl „Ab ins Wasser!“. Tja und so kam es wie es kommen musste…nicht eincecremt und dicken fetten Sonnenbrand auf allen Stellen, die ab und zu aus dem Wasser lukten. Die Schmerzen kamen erst abends in Savannah – autsch! Ganz böse krebsrot. Auch Andrea hatte es etwas erwischt. Nach insgesamt drei Stunden planschen und faul in der Sonne liegen, machten wir uns ins Hotel und abfahrbereit.
17:15 Uhr waren wir in Savannah in der Altstadt und begannen unseren Bummel durch die liebevoll gestalteten Straßen. Es waren 96° Fahrenheit, also ca. 36° Celsius und eine Luftfeuchtigkeit, die schon an Frechheit grenzt. Wir liefen erst die Orte ab, die ich auf dem Plan eingezeichnet hatte: Colonial Park Cemetery, Synagoge, „Ginger Bread House“, Monterey Square, Madison Square mit „Green Meldrim House“, zum Savannah Theatre bis hin zum „Juliette Gordon Low Birthplace House“. Einmal im Kreis sozusagen. Unser Weg führte uns vom relativ ufernahen Parkhaus ins Innere der Stadt, wo der ohnehin schon zu warme Wind noch weniger blies.
Der Friedhof war sehr alt und hier lagen bekannte Persönlichkeiten der Stadt, wie z.B. der Promoter des ersten Dampfschiffes, aber auch Piraten sollen hier liegen. Eigentlich schön gemacht. Nervig war nur, dass es nur einen Eingang gab und wir dachten, wir könnten einfach drüberweg spazieren. Pustekuchen. Der Weg zurück war in der Hitze einfach nur nervig.
Die Synagoge haben wir nur von weitem gesehen, war aber auch nicht mit der in Berlin zu vergleichen. Eher unscheinbar. Dann sollte das „Ginger Bread House“ kommen, in der East Huntington Street 514. Das Haus ist so benannt, da die zahlreichen Holzschnitzverzierungen an ein Lebkuchenhaus erinnern. Einige von euch werden eine Postkarte mit dem Haus darauf erhalten. Es ist wirklich wunderschön. Wir gingen die gesamte Straße bis ans Ende entlang und wurden immer demotivierter, weil es einfach nicht kam. Neben der Hausnummer 501 war eine Lücke und dann kam Nummer 515. Ein Stückchen weiter war die Straße zu Ende. Weit und breit kein Lebkuchenhaus. Verarsche nenne ich sowas! Ohne Scheiss…es wäre sonst kein Problem weiterzusuchen, aber wenn einem das Wasser in die Augen läuft und man für nix und wieder nix 1 km Umweg läuft, dann hat man die Nase voll. Wir haben uns dann nur noch von Park zu Park gerettet, der Nächste war der hübsche Monterey Square. Dort war eine Häuserfront, die an Greenwich Village oder SoHo in New York erinnerte (manchen möge auch die Treppe vor Carrie’s Haus in SATC etwas sagen).
Der Herr Oglethorpe sei wirklich gesegnet für seine Idee mit den 22 Parks. Die waren immer unsere Rettung. Man muss sie sich als kleine Mini-Oasen vorstellen, vielleicht 50 x 50 m, meistens mit Springbrunnen, schönen Blumenrabatten, Obelisk/Monument in der Mitte, vielen hohen schattenspendenden Bäumen und lauter süßen alten Villen drumherum. Wir fragen uns echt, wie die Leute das dort aushalten. Es ist ja nicht mal richtiger Sommer! Dann kamen wir zum Madison Square mit dem „Green Meldrim House“, dass James Edward Oglethorpe damals als Hauptquartier nutzte. Hier stand auch das Savannah Theatre, das älteste noch bespielte Theater in Georgia. Gleich darauf folgte der Chippewa Square, wo das Geburtshaus von Juliette Gordon Low stand. Sie gründete 1912 die „Girl Scouts of the USA“ und organisierte das Ganze, nachdem sie den Gründer der Pfadfinder (1911) Robert Baden-Powell kennenlernte. Ein sehr großes und hübsches Anwesen von 1821. Nachdem wir uns wieder etwas akklimatisiert hatten, ging es schnurstracks zum Flussufer, der Sonnenuntergang nahte. Meine Güte, war das voll dort. Kein Wunder, ist ja Samstag. Eine kleine Parade hatten wir gerade verpasst. Schade. Naja, ein Genuss war die Abendstimmung nicht wirklich. Zu viele Leute auf zu wenig Platz.
Briefmarken gab es leider auch wieder nirgends. Überall gibts Postkarten, aber nirgends Briefmarken. Es ist zum Heulen. Wundert euch also nicht, wenn ihr Karten bekommt, die woanders oder viel später abgeschickt wurden. Nach oben auf Altstadt-Niveau nahmen wir dann wieder den gläsernen Fahrstuhl bei der City Hall. Oben mussten wir pausieren, weil Andrea’s Kreislauf schlapp machte. Wir waren da ja auch schon drei Stunden in diesem tropischen Klima unterwegs. Kein Wunder also. Langsam gingen wir zum Parkhaus zurück. Hunger machte sich breit, wir hatten heute nur jeder zwei Oreo-Kekse. Jaja, ich weiß. Wir fuhren also auf schnellstem Weg zurück nach Hilton Head Island zu unserem Japaner und dort gab es wieder herrliches vom Chef-Sushikoch liebevoll zubereitetes Sushi. Der muss etwas bekannter sein, da ein Bild mit einem Magazin ausgestellt war, wo er auf dem Titelblatt zu sehen ist. Der macht das aber auch hervorragend. War das wieder lecker. Allerdings haben wir dort gefroren…immer diese „Kühlschränke“ überall. Ich war ein Eisblock und freute mich tatsächlich auf die Hitze draußen. Man wird echt verrückt. Es gab dann noch ein bis zwei Feierabendzigarettchen auf unserem Balkon und dann waren wir wie zwei Tote in die Betten gefallen.
Abschließend muss man sagen, dass uns Savannah neben Natchez bisher am besten gefallen hat. Das Städtchen hat wirklich tolles Südstaaten-Flair, die Leute sind stilvoller als in anderen Städten, alles ist gepflegter und die alten Villen sind einfach traumhaft. So eine tolle breite Veranda hätten wir auch gerne an unserem Haus und darauf diese schnuckeligen weißen Schaukelstühle oder Hängeschaukeln. Scarlett lässt grüßen. Zum Abschied über die Riesenbrücke über den Savannah-River zeichnete uns der limonengelbe Vollmond noch eine wunderbar beleuchtete Szenerie. Es war wie im Film.
Ich liebe Savannah ! Man fragt sich wirklich wie die Amis dieses Hin und Her zwischen Hitze und Kühlschranktemperaturen überleben !
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