Tag 23: Heute haben wir ausgeschlafen, gefrühstückt und sind gegen halb zwölf in den Historic District gefahren, um 13:30 Uhr die 90-Minütige Harbour Cruise mitzumachen. Wir hatten perfektes Wetter!!! Blauer Himmel, Sonne, frische Meeresbrise und ca. 25 Grad. Wenn Engel reisen.
Die Tour kostete 17,- Dollar inkl. Rabattcoupons und Parken war kostenlos. Charleston war lange Zeit Metropole der Südstaaten und bis 1788 sogar Hauptstadt von South Carolina. 1670 wurde sie von einer Gruppe englischer Kolonisten gegründet, die mit zwei Schiffen den Ashley River hinauffuhren und in der Nähe der Kiawah Indianer siedelten. Diese hatten nichts dagegen, eher im Gegenteil. Ihr Anführer, der Cacique, wollte es sogar, da er sich so vor Angriffen anderer Indianerstämme schützen wollte. Zuerst nannten die Siedler den Ort „Albemarle Point“. Später benannten sie ihn nach dem englischen König Charles II. – „Charles Town“. Erst mehr als 100 Jahre später, nach dem Unabhängigkeitskrieg, bekam sie ihren heutigen Namen. Ihr hübscher Beiname war „La Belle of the old South“. 1690 war Charleston mit 1200 Einwohnern die fünftgrößte Stadt in Nordamerika mit dem fünffachen Pro-Kopf-Einkommen von New York und war Drehscheibe des Sklavenhandels der britischen Kolonien. Durch den Anbau und Handel von Reis, Baumwolle und Indigo waren die Plantagenbesitzer mit ihren Heerscharen von Sklaven zu unvorstellbaren Reichtum gelangt. Der enorme Luxus ist noch heute unübersehbar! 1886 zerstörte ein Erdbeben die Stadt, sie wurde aber von ihren Bewohnern in nur vier Jahren wieder aufgebaut. Im Hafen befinden sich drei Fort-Anlagen. Die Insel „Fort Maultrie“ widerstand 1776 den Angriff der Briten. 85 Jahre später begann mit dem Beschuss des „Fort Sumter“, ebenfalls eine Insel direkt am Eingang der Bucht, der amerikanische Bürgerkrieg. Laut unseres heutigen Kapitäns fielen die ersten Schüsse nicht wie allgemein behauptet vom „Fort Sumter“, sondern vom „Fort Johnson“ gegenüber auf James Island. Unser Captain erzählte auch davon, dass Captain Blackbeard alias Edward Teach, der wohl bekannteste englische Pirat im karibischen Meer, 1718 bei der Belagerung von Charleston durch einen Hinterhalt von Robert Maynard gefasst und geköpft wurde. Sein Kopf wurde vorne am Bug aufgespießt.
Wir fuhren auch an einer kleinen Insel vorbei, auf der die geschnappten Piraten als angsteinflößendes Zeichen erhängt wurden. Ansonsten passierten wir noch den Containerhafen, den südlichen Teil des Historic District, Fort Maultrie, Fort Johnson, Fort Sumter, Sullivans Island und die Küste von Mt. Pleasant inkl. dort fest angedocktem Flugzeugträger (Patriots Point).
Große Pelikane flogen ab und an über uns hinweg, ein schönes Schauspiel. Ab Sullivans Island folgten uns dann auch Delphine am Bug und hatten ihren Spass. Wir natürlich auch! Die leben dort einfach vor der Insel, gar nicht weit von unserem Hotelort entfernt. Wieso verraten die Reiseführer nicht, dass es hier so viele Delphine gibt? Hätten wir das gewusst, hätten wir hier einen Strandtag eingeplant. An Bord gab’s dann noch Hot Dog für uns und dann waren die 1,5 Std. auch schon vorbei. Es war so schön! Eine tolle Tour und unbedingt zu empfehlen!
Nach der Schiffstour fuhren wir mit dem Auto an den südlichsten Zipfel der Altstadt zur South Battery Street, wo man kostenlos parken konnte. Das haben wir ja noch nie erlebt! Überhaupt werden in Charleston die Touristen kaum abgezockt, was sehr sympathisch ist!
Wir besichtigten ab halb vier den Garten von „Calhoun Mansion“, das Haus der Familie Hazard in Fackeln im Sturm, dort „Belvedere“ genannt. Der Garten war wunderschön, mit Heckenlabyrinth, Springbrunnen und tollen Blumen.
Die ca. 30-minütige Tour begann um 16:00 Uhr. Wir hatten noch ein älteres schottisches Ehepaar, drei Kolumbianerinnen und zwei US-Amis dabei. Wir waren gleich beim Eintreten enttäuscht. Nicht vom Haus an sich. Das war wundervoll gearbeitet mit schönem Stuck an den hohen Decken, tollen Wandfarben, einer unglaublich tollen Treppe usw., aber die Einrichtung…geht gar nicht. Der Besitzer ist Kunstsammler und hat nahezu jeden qcm mit Antiquitäten vollgestellt. Hunderte Bilder an den Wänden, unzählige Vasen, Figuren, Silberservice (angeblich aus Deutschland, aha), Uhren und auch ganz viel Kitsch, wie z.B. Häuptlingsfiguren oder chinesische Statuen. Ganz schlimm waren die Elefantenfüße als Hocker oder die Bison- und Hirschköpfe an den Wänden. Was haben die nur aus diesem wunderschönen Haus gemacht? Uns taten die Augen weh, so grell überladen war das alles. Den Schotten ging es ähnlich. Wir haben uns immer nur ungläubig angeschaut. Nichtsdestotrotz war es dennoch schön, mal bei „George“ zu Hause gewesen zu sein.
Nach der Tour spazierten wir vom Battery Park die South Battery Street entlang und dann die East Bay Street bis zur bekannten „Rainbow Row“ und dann durch die Seitenstrassen wieder zurück.
Wir konnten nicht glauben, was wir sahen!!! Mit staunenden Gesichtern gingen wir von Villa zu Villa. Immer wieder entwichen uns Ooh’s und Aah’s. Unzählige altehrwürdige Herrenhäuser, elegante und pompöse Villen mit verspielten Holzbalustraden bzw. Holzschnitzverzierungen an den Säulen und Giebeln, kunstvolle liebevoll gestaltete und äußerst gepflegte Gärten, verwinkelte Gässchen mit Kopfsteinpflaster…ja, in Charleston lebt der Charme des alten luxuriösen Südens weiter fort. Die Altstadt mit ihren nahezu 1000 denkmalgeschützten Gebäuden sieht aus wie im Bilderbuch. Uns wundert es nicht, dass viele Menschen die Stadt als eine der Schönsten der USA bezeichnen.
Die „Rainbow-Row“ ist eine Reihe „kleinerer“ nebeneinander stehender Häuser, von denen jedes eine andere Pastellfarbe besitzt. Sie sollten damals den Sklaven auf den Booten, die ja keine Schulbildung genossen und somit „dumm“ waren, den Weg in den Hafen weisen.
Die wahrhaftigen Prachtbauten standen aber in Reih und Glied in der South Battery, der südlichsten Strasse, mit Park davor und Blick auf den Ashley River. Der Wahnsinn!!! Kann man nicht beschreiben. Pures Südstaaten-Flair.
Aber auch in allen Nebenstrassen (wir sind so viele abgelaufen und abgefahren) und eigentlich in der gesamten Altstadt stehen hier und da diese kleinen Schlößchen. Und diese tollen Gärten. Wir kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus.
Hier mal ein Beispiel, was sich so hinter einer harmlosen Tür zur Straßenseite verbirgt. Wir haben einfach mal durch die Ritzen gelugt und dann sowas hier:
Wir waren dann noch bei der Post, unsere Karten einwerfen, und sind dann zum Griechen „Zeus“ nach Mt. Pleasant rüber. Das Essen ging so…war mal was anderes. Griechisch ist ja eh nicht so meins. Wir waren die einzigen Gäste in einem riesigen Laden und wurden dementsprechend aufmerksam bedient.
Halb acht waren wir im Hotel, völlig fertig von den Eindrücken heute. Aber es war soooo ein schöner Tag! Leider habe ich mir die Kopfhaut auf dem Schiff verbrannt und meine Boone Hall – Stiche sind auf Tischtennisballgröße angewachsen, aber glücklicherweise hat Andrea Fenistil-Gel mit Kortison dabei, die hilft ganz gut.
Morgen verabschieden wir uns dann von der Küste und fahren über Columbia in die Great Smokey Mountains zu unserer letzten Station, nach Asheville.
Wir sind beeindruckt von dem was du schreibst!
Ich habe die Filme von damals genossen u. kann mir das alles so in etwa vorstellen. Kitsch müßt ihr leider bei den Amis übersehen, das ist doch mit vielen Sachen bei denen so. Trotzdem hat es euch gefallen u. es war kein verlorener Urlaubstag. Kannst mal wieder skypen.
LG von Alo u. Mutti
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Das versuche ich ja immer, Mutti, aber du bist nie online. 😦 Hab dir schon etliche Nachrichten auf Skype hinterlassen.
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