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Boone Hall Plantation & Charleston (South Carolina)

Tag 22: Nur noch einmal früh aufstehen. Dieses Motto hat uns heute Morgen um 06:30 Uhr aus den Betten geholfen. Wir wollten gleich zur Öffnung auf „Boone Hall Plantation“ (alias „Mont Royal“ aus Fackeln im Sturm) sein, damit wir die Eichenallee und das Haupthaus ohne viele Menschen hatten. Unsere Dusche ging nicht…naja eigentlich schon, aber wir waren zu blöd, um sie zu bedienen. Man muss am Hahn ziehen und das muss man ja erstmal wissen. Obwohl, ich hätte es eigentlich wissen müssen…mal muss man ziehen, mal drücken…ist doch nicht neu! Also gab es nur Katzenwäsche und dann das übliche American Breakfast. Ich kann’s nicht mehr sehen!

Das Wetter war ok. Es hatte in der Nacht geregnet und sich auf ca. 20 Grad abgekühlt. Einfach mal erfrischend. Bevor wir los fuhren war es bewölkt und wir befürchteten Regen, aber das Gegenteil war glücklicherweise der Fall. Die Wolken rissen sogar immer mal auf und wir hatten Sonnenschein. Mir war es trotzdem noch zu warm, diese Luftfeuchtigkeit ist immer noch anstrengend. Punkt 08:45 Uhr waren wir auf der Plantage. Boone Hall wurde 1681 erbaut und war ein Geschenk des Besitzstandes an Major Boone, der bereits mit der ersten Siedlerwelle nach „Charles Town“ kam. Die 1 km lange Auffahrt, „Avenue of Oaks“ genannt ist die längste und meistfotografierte in den USA und bekannt aus „Vom Winde verweht“ und „Fackeln im Sturm“. Sie wurde 1743 von Boone’s Sohn angelegt. Aber auch Filme wie „Queen“ mit Halle Berry oder „The Notebook“ wurden auf dem Anwesen gedreht. Boone Hall ist nach wie vor eine aktive Plantage, allerdings wurde hier seit Beginn des 20. Jhd. nicht mehr Baumwolle, sondern Pecan-Nüsse geerntet. Heute sind es vorwiegend Erdbeeren, Tomaten und Kürbisse. Das Anwesen gehört seit 1955 der McRae Familie, die es 1957 für Besucher öffnete und auch wieder schließen kann, wenn sie denn will. Leider hatten einige andere Leute, vorzugsweise Deutsche, die gleiche Idee so früh hier zu sein wie wir. Aber es hielt sich noch im Rahmen und nicht alle waren so fotografierfreudig wie wir. Also haben wir erstmal die Plantage auf eigene Faust erkundet. Erst die Allee…ganz für uns alleine. Toll!!!

Dann die Gärten vorm Haupthaus inkl. Fotosession auf den Schaukelstühlen, wo schon Miss Clarissa aus „Fackeln im Sturm“ schaukelte und stickte.

Danach gingen wir die noch einzige erhaltene Slavestreet im ganzen Süden entlang. Sie befindet sich am Ende der Allee, direkt links vorm Eingangstor des Haupthauses. Es waren neun sehr kleine Ziegelsteinhütten (1790-1810), inkl. ein kleines Kirchenhaus mit fünf Bänken. Eine Hütte war original eingerichtet, so konnte man sich gut vorstellen, wie das Leben damals aussah. Wir waren aber beide trotzdem der Meinung, dass wir schon schlimmere Hütten gesehen haben. Manche Menschen leben hier heute in schäbigeren Buden. Das soll natürlich nicht heißen, dass diese Zeit einfach nur grausam war.

Nach den Sklavenhütten kam das „Cotton Dock“ von 1853 (das berühmte Baumwolllager aus der Serie), idyllisch gelegen direkt am angrenzenden See. Hier wurde natürlich auch ordentlich fotografiert. Ich hatte so viele Filmszenen vor Augen, es war fantastisch. Hier kam Orry angeritten, da verabschiedete Brett ihren Billy, dort haben sich George und Orry gestritten, hier war Ashton mit Forbes zugange, usw.. Wie toll muss es gewesen sein, hier drehen zu dürfen. So ein idyllischer und traumhafter Ort. Einzig und allein die unwahrscheinlich aggressiven Mücken haben die Idylle gestört. Wir wurden fast aufgefressen. Ich habe mindestens 10 Beulen an Beinen, Armen, Rücken und eine am Kinn. Aber wir waren ja selbst Schuld. Keiner hat daran gedacht, sich einzusprühen. Das muss halt bestraft werden.

Um 10:00 Uhr machten wir die Haustour mit. Es gab lediglich 4 Räume in der unteren Etage zu besichtigen, da in der oberen Etage die Privatgemächer der Familie McRae sind. Unsere Guide hatte ein altes Südstaatengewand mit Reifrock an. Leider hatte sie auch den schlecht zu verstehenden Südstaatendialekt. Erst kam das pompöse Treppenhaus, links davon das sehr hübsche und gemütliche Wohnzimmer, rechts das noble Esszimmer und hinterm Treppenhaus eine verglaste Loggia, die sich direkt neben Mutti Main’s schicker Steinterasse befindet. Dort konnte man auch Fotos von diversen Dreharbeiten besichtigen, vorzugsweise von „Fackeln im Sturm“ und „Queen“. Leider ist es nicht mehr das Originalhaus. 1935 wurde an der Stelle, wo einst das Gebäude stand und abgebrannt ist, eine georgianische Villa erbaut. Dabei fanden die alten Böden und Holzarbeiten Verwendung. Fotografieren war innen leider nicht erlaubt, sodass wir die Bilder nicht mit euch teilen können. Aber die Räume waren sehr hübsch und farbig gestaltet. Hier kann man sich wirklich wohl fühlen.

Nach der Tour fuhren wir mit dem Plantagen-Trolley über die angrenzenden Felder. Den Fahrer hat man aber noch schlechter verstanden. Dass die sich hier im Süden immer alles so knautschend in den Bart nuscheln müssen…furchtbar.

Wir fuhren über viele Waldwege, an vereinsamten alten Holzhütten und Obstplantagen vorbei. Baumwollfelder wären mir lieber gewesen, aber man kann nicht alles haben. Danach machten wir noch einen kurzen Stop im Butterfly-Café, wo wir uns beide einen kleinen süßen Cotton-Angel gekauft haben (darauf kommen wir am letzten Tag in Atlanta nochmal zurück) und zu den Pferdekoppeln. Gegen 12:00 Uhr fuhren wir zurück ins Hotel.

Die Plantage war gott sei Dank nur knapp 6 Meilen vom Hotel entfernt. Wir waren müde und zerstochen, also ging’s erstmal wieder in die Kojen, haha. Hey, wir haben schließlich Urlaub. Um 16:00 Uhr rafften wir uns wieder auf und fuhren in den knapp 5 Meilen entfernten Historic District von Charleston. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einer Post Office vorbei, wo wir dann auch mal unsere restlichen Postkarten von Florida, Hilton Head Island und Savannah los wurden und neue Briefmarken kauften. In der City machten wir dann wie geplant eine Trolley-Tour, die sich leichter anhörte als sie war. Kostenlose Trolleys in der Stadt sind ja schön und gut, nur fahren müssten sie mal regelmäßig und am besten auch von dort, wo sie sollen. Zusammengerechnet haben wir mindestens eine Stunde mit Warten zugebracht. Zwischen zwei Fahrten sind wir auch mal die Meeting- und die King-Street, die zwei größten und belebtesten Straßen der Altstadt, sowie am City Market entlang spaziert.

Dort packten sie allerdings schon gerade ihre Sachen ein. Charleston ist anders aufgebaut als Savannah, aber (wie ich finde) vergleichbar schön. Es gibt unglaublich schicke Antebellumhäuser mit riesigen Veranden, hier Piazzen genannt. Auch viele kleine Gärten und Parks sind vorhanden sowie sehr viele Verbindungshäuser im schicken Antebellum-Stil. Charleston muss eine College-Stadt sein, allerdings habe ich dies in keinem Reiseführer gelesen. Einen Vergleich zwischen Savannah und Charleston zu ziehen, fällt schwer. Savannah besitzt einen ungewöhnlichen Charme, gerade durch die vielen kleinen Parks, die gleichförmig angeordnet sind. Die uralten Eichen überall, von denen das beeindruckende „Spanische Moos“ herabhängt, tragen nicht unwesentlich dazu bei. Und die Stadt wirkt an sich kompakter und somit gemütlicher. Das malerisch am Atlantik gelegene Charleston wartet dagegen mit einer tollen Bucht auf. Hier fließen der Cooper und der Ashley River harmonisch zusammen in den Atlantik. Wie in Savannah schufen auch hier ein florierender Sklavenmarkt und riesige Baumwollplantagen die Basis für eine Pflanzeraristokratie, die eine bestens erhaltene Altstadt mit mehr als 3000 historischen Bauten und eine reiche Geschichte hinterließ. Doppelstöckige Veranden mit korinthischen Säulen an den Häuserseiten bilden einen Kontrast zu auffallend schmalen Häusern, den Single Houses. Jene sind nur ein bis zwei Fenster breit, weil einst die Grundsteuer nach der Häuserbreite bzw. der Straßenfront bemessen wurde. Man muss sich nur zu helfen wissen.

Wir werden morgen noch die 90-minütige Hafen-Rundfahrt mitmachen und die East Battery Street, „Calhoun Mansion“ sowie die „Rainbow-Row“ besichtigen. Dann kann ein abschließendes Resumee zu den beiden Städten stattfinden. Auf dem Weg zurück, mussten wir leider wieder 20 Min. auf unseren Trolley warten, der dann…als wir endlich drin saßen…auf der Strecke einfach liegenblieb und wir doch laufen mussten. So ein Pech muss man erstmal haben. Wir waren gegen 20 Uhr noch bei „Joe’s Pasta“ in der King Street sehr leckere Nudeln essen. Mit prall gefüllten Bäuchen kullerten wir dann zum Parkhaus am Visitor Center zurück und quälten unsere müden Knochen nach Hause. Es war wieder ein ereignisreicher Tag und so langsam kommen wir wieder an den Punkt, wo man gar nicht mehr alles aufnehmen kann, was man erlebt. Gut, dass ich alles aufschreibe.

2 Kommentare zu „Boone Hall Plantation & Charleston (South Carolina)

  1. Hy, ihr Süßen – einfach toll, wie ihr das wieder gemeistert habt. Ihr müßt auch mal zwischendurch eine kleine Pause einlegen – abruhen am Strand u. schwimmen gehen. Danach hat man auch wieder Lust Neues zu sehen. Übrigens heute kam deine 2. Karte.
    Wunderschön, danke!
    LG Mutti

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  2. Aber Vorsicht! Es könnten sich Fische im Gewässer tummeln.
    So kann es vorkommen, dass diese dann in Füsse oder Beine beißen.

    Liebe Grusse Tobias

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